18.-20.10.2019. Unsere letzten Tage in Russland und wir fahren über die Grenze nach Georgien

Am Morgen als die Sonne kurz nach sechs Uhr aufgeht, verlassen auch wir unser Bett.
Wir setzen uns mit den Stühlen nach draussen und essen kurz was, trinken einen Kaffee und räumen anschliessend zusammen, denn es sieht nach Regen aus.

Starbereit setzen wir uns ins Auto und fahren langsam zurück zur grossen Hauptstrasse, wo wir nach rechts abbiegen und weiter Richtung Süden fahren.
Es herrscht um die frühe Uhrzeit schon wieder reger Verkehr, besonders viele LKW’s sind unterwegs.
Immerhin ist der Zustand der Strasse top und wir kommen sehr gut voran, sie führt uns immer wieder weg vom Meer und wieder zurück.

Meistens ist es sehr hügelig und die LKW’s versauen uns des Öfteren den Schwung, weil wir dank Ihnen immer runterschalten müssen und dann fast stehen bleiben.
In der letzten Ortschaft bevor unser Weg uns komplett vom Meer wegführt, essen wir noch was zu Mittag, ich ein feines Beef Stroganoff, Tobi das Mittagsmenu bestehend aus Suppe, Salat und Bratkartoffeln mit kleinen Frikadellen.

Anschliessend verlassen wir die Strasse die uns am Schwarzen Meer entlanggeführt hat und es geht links weg Richtung Kaukasus.
Es folgen enge Kurven, noch mehr LKW’s aber auch Güterzüge und Bahnübergänge, kleine Dörfer und Strassenverkäufer mit frischen Pilzen und Haselnüssen.
Wir fragen uns, wer in diesen verborgenen und abgelegenen Täler wohnt, wo es einsam ist aber doch auch irgendwie schön.
Die Häuschen sind wieder nach Selbstversorgerart mit Garten gebaut, es erinnert uns an die Orte im Osten Russlands.

Bei einer Strassenverkäuferin halten wir an und kaufen eine Portion Birkenpilze, die sie selbst gesammelt hat, sie will dafür nur 100 Rubel, wir geben ihr aber das Doppelte.
Es geht weiter durch kleine Dörfer, Hügellandschaften und Herbstwälder, wir fahren den ganzen restlichen Tag, bis wir am Abend neben einem Dorf an einem Fluss, einen Platz zum Übernachten finden.

Das Abendessen lassen wir ausfallen, stattdessen gibt es einfach Brot mit Käse und Salami, einfach aber schnell und gut.
Es wird nun immer früher dunkler und die Sonne verschwindet schon um kurz nach sechs Uhr, weshalb wir uns immer ein wenig ranhalten müssen.

Da wir in der Regel keine Ahnung haben was wir anstellen sollen, wenn es draussen schon stockfinster ist, gehen wir meistens schon um kurz nach acht Uhr ins Bett und stehen dafür um sechs wieder auf, so auch heute.

 

Am nächsten Tag werden wir dank einer sehr launischen Elster, schon früh geweckt und begrüssen einen weiteren grauen Herbsttag.
Nach Kaffee und Frühstück räumen wir wie immer zusammen doch bevor wir losfahren, gehen wir noch ein Stück am Fluss entlang, weil es trotz grauem Wetter ein wunderschöner Morgen ist.
Es riecht nach feuchtem Laub und Erde, nach Süsswasser und nach nassem Gras, Düfte die einen an Zuhause erinnern.

Eine alte Brücke führt über den Fluss, die Russen fahren da sogar noch mit ihren Autos darüber, etwas was wir schon nicht mehr machen würden, weil sie doch in einem ziemlich  schlechten Zustand ist.
Zu Fuss jedoch noch begehbar, überqueren wir sie und tauchen in einen weiteren Wald ein, der uns mit bunten Blättern willkommen heisst.
Wir schlendern eine Weile herum und kehren anschliessend zum Auto zurück, setzen uns rein und fahren damit in die nächste Stadt.

Da ich dort endlich mal genug Internet habe, kann ich meine Beiträge hochladen und ein paar Mails schreiben und beantworten.
Eigentlich wäre schon längstens mal wieder ein Bürotag fällig, doch mit dem Netz ist das hier manchmal einfach so eine Sache, was mich manchmal auch ganz schön ärgert.

Nachdem alles hochgeladen ist, fahren wir weiter und erreichen nach einer Weile eine erstaunlich gute Autobahn, der wir weiter Richtung Süden folgen, wobei wir wieder wunderbar vorankommen.
Kurz nach Mittag halten wir bei einer Raststätte und essen was zu Mittag, für 250 Rubel pro Person, können wir dort auch gleich noch heiss duschen.
Frischgeduscht und satt fahren wir weiter und staunen dabei nicht schlecht über all die Unfälle, die wir zu Gesicht bekommen.

Abgestürzte LKW’s, Anhänger die auf der Seite liegen, ein Lieferwagen der so übel in die Leitplanke geknallt ist, dass wir nicht sicher sind ob sein Fahrer überlebt hat.
Hier sind die Verkehrsteilnehmer noch schlimmer unterwegs, als in anderen Orten Russlands, weshalb ich hinter dem Steuer ganz ordentlich genervt bin.
Rechts überholen und vorne noch reinquetschen, während man selbst gerade am Überholen ist, nur um beim Wechseln auf die rechte Spur nochmals rechts überholt zu werden, ist nur eins der mühsamen Dinge.
Zudem wird man manchmal aber auch beim Überholen gleichzeitig von links überholt, was auf zwei Spuren mit drei nebeneinanderfahrenden Fahrzeugen doch ziemlich eng wird.
Kein Wunder passieren solche Unfälle und meistens kommen dabei leider diejenigen ums Leben, die eigentlich korrekt und richtig gefahren sind.

So geht es den ganzen Tag weiter und nachdem ich mindestens fünfzig Leuten den Stinkefinger gezeigt habe, finden wir am frühen Abend einen Übernachtungsplatz an einem kleinen See.
Dort betrachten wir gerade noch den Sonnenuntergang und kriegen Besuch von einer Wildkatze, bevor es komplett dunkel ist.

Wir stehen mitten im Wald und in dichtem Laub, so dass man die kleinsten Geräusche hört, auch eine Maus klingt da schon, als wäre etwas Grösseres unterwegs.
Wieder gehen wir früh zu Bett, denn morgen wird ein langer Tag.

 

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Das stetige Rauschen der Fahrzeuge, die Sonne und die morgendlichen Waldgeräusche wecken uns und wir sind zeitig auf, weil wir heute Russland verlassen und nach Georgien einreisen wollen.
Meistens bevor wir über eine Grenze fahren wollen, nutzen wir die Zeit um die Karre ein wenig aufzuräumen und sauber zu machen, weil es einfach einen besseren Eindruck vermittelt, als wenn man völlig verwahrlost daherkommt.
Also wird der Teppich richtig gut ausgebürstet, die Kisten aussen sauber geputzt, das Cockpit und die Fussräume gereinigt und alles ordentlich eingeräumt.

Anschliessend verlassen wir diesen schönen Ort und tuckern zurück auf die Schnellstrasse, wo wir Richtung georgische Grenze fahren.
Unterwegs halten wir noch kurz an und essen etwas zu Mittag, kaufen frisches Brot ein und dann geht’s auch schon wieder weiter.
Irgendwann verlassen wir die Schnellstrasse und biegen auf eine kleinere Strasse ab, die uns durch ein schönes Tal führt, tiefer in die Berge hinein und immer weiter weg vom Flachland.

Dann kommt endlich der Zoll in Sicht und nach einer langen LKW Schlange an der wir vorbeifahren müssen, kommen wir beim Tor an, wo man uns nach kurzer Zeit reinlässt.
Wir fahren auf das Gelände und warten bis wir mit der Abfertigung an der Reihe sind.
Anschliessend lassen wir zuerst unsere Pässe ausstempeln und Tobi als Fahrzeugbesitzer, muss mit dem humorlosesten Beamten denn wir je zu Gesicht bekommen haben, die Inspektion durchführen.
Der Typ ist jünger als wir, verzieht weder Miene noch Mundwinkel und ist unfreundlich und unsympathisch, was so echt keinen Spass macht.
Nachdem er alles angeschaut hat, lässt er uns mit einem mürrischen «Good Luck» gehen und bellt den nächsten Kunden hinter uns an.

Wir verlassen das wunderschöne Russland schweren Herzens zum letzten Mal und fahren durch vier Kilometer Niemandsland zur georgischen Grenze.
Die Strecke bis dahin ist sowas von chaotisch und schlecht gelöst, man kann es sich kaum vorstellen.
Die LKW Schlange reicht bis zum nächsten Zoll, von beiden Seiten her und dazwischen kommt man als Autofahrer kaum hindurch, weil alle sich gegenseitig abdrängen, überholen und blockieren wollen, da hätte man ein paar Backpfeifen verteilen können, was für ein Haufen Vollidioten!
Fluchend drängeln auch wir und irgendwie zwischendurch und legen uns dabei mit mehr als einem Verkehrsteilnehmer an, denn wir wollen uns von den anderen nicht abdrängen lassen.

Endlich am Zoll angekommen, muss ich zu Fuss über die Grenze und Tobi alleine mit unserem Göppel.
Ich betrete das Gebäude und bekomme gerade noch mit, wie eine Frau von einem Zollbeamten angeschrien und auf einen Platz auf der Bank verwiesen wird.
Ich bleibe stehen und warte zuerst mal, bis er mich zu sich bittet und meinen Pass kontrolliert.
Als er den Schweizer Pass sieht ist er gleich viel freundlicher und mit einem «Welcome to Georgia), stempelt er meinen Pass ein und lässt mich gehen.
Bei Tobi läufts ebenfalls gut und zügig und wir treffen uns auf der anderen Seite des Gebäudes wieder.

Wir heben gleich Geld beim ATM ab, kaufen uns ein Stück Kuchen und fahren dann weiter, um drei Kilometer später, sogleich noch die Versicherung fürs Auto zu machen, die hier obligatorisch ist.
Anschliessend fahren wir zu Georgiens höchstgelegener Kirche namens Gergeti, sie liegt auf 2200m.

Dort angekommen, werden wir sogleich von vielen Touristen angequatscht, denen unsere Karre aufgefallen ist.
Bis wir schliesslich mit allen geplaudert haben, ist die Sonne und das gute Licht fast weg, doch immerhin reicht es noch für ein paar Bilder.
Wir besichtigen die Kirche die alt und schön ist, im klassisch georgischen Baustil, mit Aussicht auf das Tal unter uns.
Nach der Kirche fahren wir runter auf deren Parkplatz und richten uns dort für die Nacht ein, wobei wir mit einer Koreanerin und deren Verlobten ins Gespräch kommen.
Spontan laden wir sie auf ein Gläschen Vodka ein, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Guesthouse machen.

Wir kochen zu Abend und die Birkenpilze schmecken hervorragend, zusammen mit Reis und frischer Petersilie.

Da es hier oben eiskalt wird, stellen wir frühzeitig die Standheizung an und kriechen dann in unsere dicken Schlafsäcke.

 

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