Wir schaffen es am nächsten Morgen gerade mal so knapp, alles zusammen zu räumen, bevor der regen kommt und wieder rollen bereits dunkle und schwere Wolken über den Himmel und drohen mit mächtig viel Regen.
Heute wollen wir bis nach Alla hochfahren, (ja es heisst wirklich so) und uns die heissen Quellen ansehen und natürlich auch darin baden gehen.
Wir fahren also los und am Anfang geht es noch recht gut mit den Strassen, obwohl bereits erste dicke Tropfen auf unsere Windschutzscheibe fallen, aber je weiter wir kommen, desto mieser wird der Untergrund, weil der Grossteil der Strecke unbefestigt ist.
Ich schalte den 4×4 zu um mehr Halt zu haben und gut vorwärtszukommen, über die kurzen Strecken auf Teer sind wir dankbar.
Die Strasse führte ursprünglich von Irkutsk oberhalb des Baikalsees bis zur Baikal-Amur Magistrale, die ab Alla BAM Track genannt wird und ursprünglich als Service Strasse für die Bahngleise diente.
Heute ist diese Strecke ein beliebter Offroadtrack, allerdings empfiehlt es sich, diese im Winter zu fahren um die vielen Flüsse und Pfützen überqueren zu können.
Laut Wikipedia ist die Regierung aber anscheinend daran interessiert, diese Strecke wieder auszubauen, weil es eine beachtliche Abkürzung wäre, wenn man oberhalb des Baikalsees durchfahren könnte.
In Alla ist man übrigens vom Höhenverhältnis her, sehr weit nördlich und fast am oberen Teil des Baikalsees, wenn man die Karte betrachtet.
Das grösste Dorf auf dem Weg heisst Kurumkan und hat immerhin noch über fünftausend Einwohner, die in einer rauen aber wunderschönen Umgebung leben, jedoch auch abgeschnitten von der Zivilisation.
Es gibt in Kurumkan einen einzigen Einkaufsladen der aber wirklich alles hat, von Werkzeug zu Kleidern und zu Lebensmitteln, gibt es da auch eine frische Metzgerei und Gemüse.
Das letzte Stück bis nach Alla wird dann doch ziemlich mühsam, da die Stresse komplett verschlammt und rutschig ist.
Ich fahre vorsichtig weil ich keine Lust darauf habe, mit drei Tonnen unterm Hintern ins Rutschen zu kommen, es ist wirklich sehr tückisch.
Auf dem Weg kommen uns zwei Deutsche entgegen und wir unterhalten uns kurz über die Strasse, die Reise usw. ehe sie in die eine Richtung fahren und wir in die andere.
In Alla angekommen, liegt ausserhalb des Dorfes der Ort mit den heissen Quellen, auch kurz Kutscheger genannt, wo wir parkieren und unsere Badesachen einpacken.
Die heissen Quellen befinden sich bei einem Bach wo uns ein leichter Schwefelgeruch empfängt und kleine Häuschen herumstehen.
In den Häuschen befinden sich die Quellen, wo man sich in fast 38 Grad heisses Wasser reinsetzen kann.
Sie sind überhaupt nicht beleuchtet und etwas unheimlich, aber das heisse Wasser ist herrlich und wenn man den Schwefelgeruch ignoriert, einfach nur geil.
So hocken wir also irgendwo bei Tiefsttemperaturen in einer dunklen Hütte in einer heissen Quelle und grinsen doof, während draussen nur das Rauschen des Bachs zu vernehmen ist.
An der kühlen Luft kann man sich gut erfrischen und so machen wir es dann auch, Tobi geht sogar noch in den eiskalten Bach, ich hingegen gebe mich mit dem sibirischen Wind schon zufrieden.
Anschliessend ziehen wir uns wieder an und machen uns auf den Rückweg, wobei wir vor Hunger fast umkommen, weil wir kaum gefrühstückt haben.
Aber wie der Schweizer nun mal so ist, hat er immer einen ordentlichen Klumpen Käse im Kühlschrank, denn wir uns dann auch teilen.
Während der Fahrt klärt endlich der Himmel ein wenig auf und gibt uns einen wunderschönen Blick auf die Berge ringsum frei, der uns auf der Hinfahrt dank Regen und Wolken leider verwehrt blieb.
Die Bergkette ist gewaltig, atemberaubend und wunderschön, ich wünschte wir hätten sie bei klarem Wetter genauer betrachten können.
Die Sonne bricht langsam durch die Wolken und der blaue Himmel kommt sehr langsam zum Vorschein, die Umgebung sieht plötzlich ganz anders aus als wenige Stunden zuvor.
Übrigens ist dieser Teil der Region Burjatien teilweise buddhistisch, weswegen wir kleine Stupa sehen und Tempel mit goldenen Dächern.
Die meisten Menschen die hier leben, haben Mandelaugen und sehen sehr asiatisch aus, was sehr interessant ist, ich muss unbedingt mal noch nachlesen weshalb und warum.
Wer einmal nach Russland reisen will, darf sich diese Strecke auf gar keinen Fall entgehen lassen, die Gegend um den Baikalsee herum und Burjatien an sich ist einfach von A-Z ein Highlight und überrascht uns immer wieder aufs Neue.
Der Wechsel von Taiga zu Tundra, die riesigen Flüsse, die Berge und Seen, die weite Sicht und auch die herzensguten Menschen in Russland, haben auf unserer Reise einen besonderen Platz eingenommen.
So tuckern wir also zurück zu unserem Platz am Sandstrand vom Baikalsee und betrachten dabei die Schneebergen ringsum, fahren durch den dichten Wald und am Übernachtungsplatz angekommen, freuen wir uns wieder über strahlend blauen Himmel und Sonnenschein.
Zum Abendessen vermenge ich die Suppe mit Teigwaren à la One Pot und schmeisse einen Klecks Sauerrahm und eine Schüssel geraffelten Käse hinein, so gibt es eine Art Älpler Makkaroni.
Heute Abend ist es ein bisschen wärmer als gestern, was aber auch mehr Moskitos bedeutet und andere Insekten, die sich genau so über das Wetter freuen wie wir.
Wir gehen früh zu Bett, lesen aber noch bis fast halb elf was daran liegt, dass es erst um kurz vor zehn dunkel wird, aber dann löschen auch wir das Licht.