Wieder einmal werde ich eine Zusammenfassung schreiben um Euch die Langeweile und unnötige Details zu ersparen.
Am 02. Mai bis zum 04. Mai haben wir eigentlich nicht besonders viel zu erzählen, wir sind unseren üblichen Dingen nachgegangen, haben die Stadt erforscht, Recherchen betrieben und von unserer neuen Visa Firma den positiven Bescheid gekriegt, dass es mit den Anträgen tatsächlich geklappt hat.
Da wir aber schon einmal so weit waren, haben wir uns gar nicht so richtig freuen können aus lauter Sorge, dass es wieder anders werden könnte.
Trotzdem hat sich vor allem bei mir ein wenig Hoffnung eingeschlichen, diesmal könnte es wirklich funktionieren, wir werden sehen.
So sind wir also wieder an den Bächen spazieren gegangen, haben Kaffee beim Kaffeestand des Vertrauens getrunken und haben uns am Abend Filme von Sergio Leoné angeschaut, die guten alten Spaghettiwestern.
Am 05. Mai war dann Tobis Geburtstag und wir haben beschlossen, in den Zoo zu gehen denn das Wetter sollte es mit dem Wochenende gut meinen.
Also haben wir den Wecker am Sonntagmorgen gestellt, sind zeitig aufgestanden und haben uns mit dem Rucksack und genügend Wasser, auf den Weg gemacht.
Da Childrens Day und somit ein offizieller Feiertag ist, sind die Metros entsprechend überfüllt und wir finden nur mit wenig Glück einen Sitzplatz.
Am Seoul Central muss ich zuerst eine neue Sim Karte besorgen, denn meine ist nach dreissig Tagen abgelaufen.
Den kleinen Laden zu finden mitten in diesem riesigen Gebäude ist eine Challenge für sich, doch wir haben Glück und finden ihn ziemlich schnell.
Mit der neuen Sim Karte im Handy gehen wir wieder runter zur Metro, lösen am Automat ein Ticket und fahren zum Zoo.
Dass wir in der richtigen Bahn sitzen merken wir daran, dass es nur so von Kindern wimmelt, sowie ihren genervten Eltern, die die Kleinen mit Handys und Tablets ablenken.
Es ist schon übel wenn man schon vierjährige Kids sieht die einen Buckel kriegen, weil sie ständig diesen verdammten Bildschirm vor dem Gesicht haben, den Kopf dabei in einem nach unten geneigten Winkel angestrengt, um möglichst nahe zu sein.
Endlich kommen wir beim Zoo an und es hätte geradeso gut Disney Land sein können, denn die riesige Baumallee gespickt mit Essständen wo man nur gezuckerte Speisen bekommt, Kinderballons und Spielzeuge, KFC sein Special Menü für den Kindertag anbietet, ist mit Besuchern überflutet.
Mittendrin, Tobi und ich… Beide schon ein wenig genervt aber auch in der Hoffnung, dass sich die Leute im Zoo ein wenig verteilen werden.
Das Wetter könnte nicht besser sein, der Himmel ist blau und die Sonne scheint, es ist herrlich warm und eine leichte Brise geht.
Am Eingang lösen wir ein Ticket und müssen dann in so einem komischen Gefährt dass sich Zug nennt, bis zum Eingang des Zoo’s fahren, die Asiaten laufen halt nicht so gerne.
Wir steigen dort aus dem Bähnchen aus, die meisten bleiben aber sitzen denn hier gibt es neben dem Zoo noch andere Attraktionen, wo man besuchen kann.
Wir betreten den Zoo, füllen unsere Wasserflasche auf und machen uns dann auf den Weg um die Tierwelt zu betrachten.
Tatsächlich verteilen sich die Leute gut und obwohl es immer noch viele Kids mit ihren Eltern hat, ist es ziemlich angenehm.
Die einen Gehege haben die Koreaner sehr schön hergerichtet, sie sind gross und sauber.
Ein paar wenige jedoch haben wir nicht besonders gut empfunden, zu klein und zu dunkel, vor allem bei den Affen und den Greifvögeln, doch die gehören für mich am wenigsten zu den eingesperrten Tieren.
Klar gehören Tiere generell nicht eingesperrt, jedoch um der Menschheit die Natur näher zu bringen und teils Arten zu schützen, braucht es nun mal sowas.
So verbringen wir also einen wunderschönen und sonnigen Tag im Zoo und fahren am Abend mit der Metro zurück in die Stadt, wo wir zur Feier des Tages beim Inder zu Abend essen.
In einer Beiz bei uns in der Nähe genehmigen wir uns dann noch ein Bier und kehren spät auf unser Zimmer zurück.
Am 06. Mai beschliessen wir nach dem Mittagessen, einen neuen Kanal in der Stadt zu erkunden und machen uns wie üblich auf den Weg, denn diese Bäche sind wirklich das Allerschönste an der ganzen Stadt.
Sie bieten einem einen Flecken Natur mitten zwischen Hochhäusern und regem Verkehr, ein wenig Ruhe und Idylle.
Also folgen wir einem neuen Teil davon der gar noch nicht ganz fertig ist, sich aber erstaunlich weit zieht, den grössten Teil unter einer Autobahnbrücke zwar, aber trotzdem friedlich.
Als er plötzlich endet, gehen wir weiter und landen am Fuss der Bergen wo man herrlich durch einen Wald gehen kann und dabei einen Blick auf die Stadt bekommt.
Ein bisschen Bäume und Büsche zu sehen tut der Seele gut und so geniessen wir das Hochwandern und die frische Luft, den Geruch nach Blättern und Erde und das Rascheln vom Laub, wenn der Wind hindurchstreicht.
Uns kommen ein paar Einheimische entgegen und oben auf dem Berg entdecken wir einen Sportplatz, wo ein paar Familien mit ihren Kids Fussball spielen.
Die Stimmung ist herrlich und wir hätten ewig so weiterlaufen können, inzwischen brauchen wir pro Tag mindestens zehn Kilometer Bewegung.
Auf dem Rückweg finden wir ein gemütliches Café und legen eine kurze Pause ein, danach geht es weiter Richtung Sinseol-Dong zurück.
Die Tage vom 07.-09. Mai verbringen wir damit, sich darüber zu freuen dass es mit den russischen Visa wirklich geklappt hat und sie seit Mittwoch auf dem Weg zu uns sind.
Gleichzeitig sind wir mit der Planung dran, vor allem Tobi studiert seit den letzten Tagen immer wieder alle Karten auf Maps.me um Sehenswürdigkeiten und Offroad Tracks einzutragen, die wir in Russland und anderen Ländern befahren wollen.
Da dies eher sein Ding ist, mache ich mich in der Zwischenzeit mit der russischen Sprache bekannt, lerne das Kyrillische Alphabet zu lesen und zu schreiben und mache mich mit den ersten Wörtern und Konversationen bekannt.
Es macht mir viel Spass und ich geniesse die Herausforderung, gleichzeitig gibt es mir auch eine sinnvolle Aufgabe, denn die Strassenschilder vor allem ausserhalb der Städte, werden nicht mit unseren Buchstaben beschriftet sein.
perfekt Russisch werde ich danach auch nicht können, aber immerhin ein wenig für die nötigsten Dinge.
Gleichzeitig sind meine Schuhe sprichwörtlich auseinandergefallen und ich brauche dringend neue, mit denen hier komme ich nicht mehr weit.
Also mache ich mich mit Tobi auf dem Weg zum grossen Markt aber trotz tausenden von Schuhen, werde ich einfach nicht fündig weil ich billigen Schrott nicht ausstehen kann.
Warum werden Sohlen aus Plastik hergestellt und nicht mehr aus Gummi?
Auch der Schuh an sich ist so billig produziert, dass ich mich aufrege und mich frage, wie es in unserer Welt so weit kommen konnte, dass man nur noch Mist auf den Markt bringt.
Also schlägt das Projekt «Schuhe kaufen», beim ersten Mal fehl und ich latsche freiwillig in meinen kaputten Schlappen herum.
Am Tag darauf machen Tobi und ich uns wieder auf den Weg, denn wir wollen für unsere neue Strecke auch die entsprechenden Aufklebern von Flaggen für unser Auto drucken lassen.
Mit dem USB laufen wir am Bach entlang runter nach Gwangjang, wo es ein paar Druckereien gibt und finden mit ein wenig Glück gleich einen guten darunter.
Er spricht zwar kein Englisch doch mit Händen, Füssen, Fotos und Bilder erklären wir ihm was wir wollen.
Er macht sich sogleich an die Arbeit und fünfzehn Minuten später verlassen wir das Geschäft wieder, mit den neuen Aufklebern.
In einem professionellen Geschäft für Wanderausrüstung finde ich dann auch endlich ein ordentliches Paar Schuhe, worüber ich froh bin.
Wir spazieren noch ein wenig durch den Markt, denn hier gibt es immer was zu sehen und ganz ehrlich, Gwangjang ist einfach einer der besten Orte in der Stadt überhaupt, denn nirgends kriegt man noch das alte Seoul zu Gesicht, wie es früher war.
Hier gibt es noch die Strassen wo man spezifisch nach Sachen suchen kann: Die Nähmaschinenstrasse, die Lampenstrasse, die Druckerstrasse, die Schuhstrasse, die Lederarbeiten-Strasse, usw. es ist einfach genial und wir lieben es.
Wir trinken unterwegs einen Kaffee und setzen uns dabei hin, beobachten die Leute die an uns vorbeilaufen.
Mit den neuen Schuhen an den Füssen und den Klebern im Gepäck machen wir uns auf den Rückweg und reden mal darüber, was uns an dem Leben in Seoul mal so aufgefallen ist.
Die Koreaner sind an Plastikverschwendung kaum zu übertreffen, ich glaube so massiv wie hier ist es mir wirklich noch nie aufgefallen, ausser in Drittweltländern.
Auch wenn man in einem Café etwas trinkt, kriegt man es im Wegwerfbecher und mit einem Plastikstäbchen zum Umrühren, anstatt in Tasse mit Löffel.
Sachen die schon in Plastik eingepackt sind, werden nochmals mit Plastik eingepackt und für jedes Getränk dass man Take Away kauft, gibt’s noch einen Deckel aus Plastik und einen Plastiksack drum rum damit man es komfortabel herumtragen kann.
Da stellen wir uns manchmal doch die Frage wo hier die Intelligenz bleibt, das Mitdenken was die Umwelt betrifft und wie nahe wir bereits am Abgrund tanzen, was unsere Welt betrifft.
Wir weisen jedes Angebot von Plastik zurück, bitten um Löffel und Tassen, wollen kein Plastiksäckchen für einen Bund Bananen und werden dabei oft schräg angeschaut, denn die Leute hier verstehen das nicht.
Plastik ist hier überall und zwar nicht in Form von Abfall, es ist schockieren wie wenig es die Leute kümmert.
Doch nicht nur das fällt uns hier nach längerer Zeit auf, sondern auch das zum Teil dissoziale Leben, dass sich seit der digitalen Welt entwickelt hat.
Die Leute hängen ständig an ihren Handys und ich meine damit wirklich ununterbrochen, egal ob in der Metro oder im Restaurant, wenn sie auf der Strasse laufen und dabei nicht aufpassen oder sogar beim Fahrradfahren auf den Gehwegen.
Jeder ist für sich, hat ein leuchtendes Display vor dem Gesicht und das fängt schon bei den kleinsten Kindern an, die in der Metro oder sonst irgendwo ein Spiel auf dem Gerät der Eltern spielen.
Nehmen die Eltern es ihnen für einen Moment weg, geht das Geschrei los und man gibt es den Kids gleich wieder zurück, damit sie die Klappe halten, wir finden es echt krass.
Allgemein sind die Koreaner ein ziemlich zurückhaltendes Volk, wir haben hier in Seoul mit kaum mehr als fünf Personen auf der Strasse geplaudert, und drei davon waren betrunken und konnten somit ihre Hemmungen über Bord werfen.
Dies liegt aber auch vor allem daran, dass sie kaum Englisch sprechen und wir ausser den paar Brocken die wir gelernt haben, kein Koreanisch können.
Trotzdem sind die Leute hier zum Teil sehr herzlich, grüssen uns auf der Strasse mit annyeonghaseyo, was so viel wie Hallo heisst und lächeln uns an.
So gehen unsere Tage hier vorbei und ich hätte nicht gedacht dass ich heute so viel schreiben werde, denn so viel Aufregendes haben wir gar nicht unternommen.
Leider kann ich Euch zurzeit nicht gerade viel Action bieten, aber das kommt wieder, das verspreche ich und ich hoffe Ihr habt dafür Verständnis.
Unsere Pässe sind nun unterwegs nach Seoul und wir drücken die Daumen, dass sie uns unterwegs nicht verloren gehen.
Sobald wir sie haben, werden wir nach Vladivostok fliegen und hoffen, dass unser schwervermisstes Auto problemlos aus dem Hafen geholt werden kann, damit es endlich wieder weitergeht mit unserer Reise.
Mir fehlt der freie Himmel über dem Kopf, die frische Luft, die Ruhe und die Einsamkeit in der Wildnis und Tobi geht es genauso.
Also bitte ebenfalls nochmals die Daumen für uns drücken, dass wir unsere Pässe sobald wie möglich erhalten werden.
Wir danken Euch 😊