22.-26.04.2019. Wir stecken immer noch in Seoul fest und warten auf unsere russischen Visa

Ich werde die letzten Tage etwas zusammenfassen, da ich euch nicht mit Details langweilen will.
Uns wurden am vergangenen Freitag schon wieder unsere Visa für Russland abgesagt und wir sind genervt und frustriert, weil uns das ganz schön einen Strich durch die Rechnung macht.

Um immerhin ein paar verschiedene Stadtviertel von Seoul zu sehen, checken wir in Gangnam aus und nehmen uns eine Unterkunft in Sinseol-Dong, ca. zehn Kilometer von der anderen Unterkunft entfernt.
Diesen Tag nutzen wir um uns zuerst einmal im neuen Viertel zurechtzufinden, weshalb wir nach dem Check-in zu Fuss losgehen und die Umgebung erkunden.
Das Stadtviertel hier ist weniger modern, sondern eher alternativ, etwas dass wir beide bevorzugen.

Hinter der ersten Reihe von Häusern die direkt an der Haupttrasse liegen, kommen sogleich die älteren Backsteinhäuser zum Vorschein, alle mit dem gleichen Garagentor, vermutlich ein Überbleibsel aus den 80ern.
Da Tobi’s Schuhe langsam auseinanderfallen, legen wir zudem noch einen Zwischenstopp beim Schuhmacher ein, um den hinteren Teil seiner Sohle wieder zu flicken.
Tobi erklärt ihm was er genau machen muss und dieser fängt mit seiner Arbeit an, schneidet den hinteren Teil der Sohle ab, reinigt alles, klebt einen neuen Teil dran und haut zum Schluss als Krönung noch ein paar Nägel rein.
Ich breche in Gelächter aus und Tobi schlägt die Hände vors Gesicht, denn wasserdicht werden seine Schuhe von jetzt an vermutlich nicht mehr sein.
Immerhin, eine Sohle ist drauf und das Ergebnis kann sich ansonsten sehen lassen.

So machen wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft und bekommen dort wieder die frustrierende Nachricht, dass auch unser zweimal 90 Tage Russland Visum abgelehnt worden ist, kaum zu glauben!

Am Dienstag entscheiden wir, uns die Laune von der ganzen Misere nicht verderben zu lassen und bestehen auf ein immerhin 90 Tage Visum, für die Durchfahrt bis in die Mongolei und dann noch bis nach Kasachstan.
Da wir jedoch eine Zeitverschiebung von sieben Stunden haben, verlieren wir immer einen ganzen Tag und müssen bis um zwölf Uhr nachts aufbleiben, um den Bescheid der Botschaft zu erhalten.

Damit wir den Tag trotz Warterei sinnvoll verbringen, packen wir den Rucksack, kaufen noch einen Zimtbeutel als Frühstück und machen uns zu Fuss auf den Weg zum Bach, der durch die Stadt fliesst.
Wir folgen ihm für ca. vier Kilometer und uns kommen dabei eine Menge Leute entgegen, dieser Ort ist nämlich bei den Einheimischen sehr beliebt.
Jogger, Familien, Leute mit Hunden, ein paar Touristen mit Kamera und Trinkflaschen, usw. ist unterwegs und geniesst den Tag, der leider etwas bewölkt ist.

Am Gwangjang Market angekommen, essen wir etwas und bestaunen die riesige Vielfalt an Angeboten.
Hier gibt es nicht nur Mandu’s, sondern viele verschiedene Suppen heiss oder kalt, Oktopus lebendig zerhackt um möglichst frisch serviert zu werden (wir finden sowas einfach nur schrecklich), selbstgemachte Nudeln und Reiscakes, eine Art Kartoffelrösti mit Ei und Schnittlauch, koreansiche Wurst, Kimchi und so weiter, die Koreanische Küche hat eine riesige Auswahl.
Wir begnügen uns mit einer Portion Kartoffel und Ei Pancake und ein paar frittierten Mandu’s dazu.

Anschliessend gehen wir weiter am Bach entlang und als er plötzlich unterirdisch verschwindet, finden wir uns auf einem riesigen Platz wieder.
Moderne Häuser und Wohnblöcke, teure Hotels und Cafés, Statuen und eine Tempelanlage hinter Mauern, Seoul hat einiges zu bieten.
Wir nehmen von da aus die Metro und fahren bis zur Hongik University wo wir aussteigen und uns das Künstlerviertel ansehen wollen.

Leider kriegen wir von Kunst nicht allzu viel zu Gesicht, es ist eher ein sehr touristisch überlaufener Ort, wo es massenweise Stände hat die irgendwelchen Kram verkaufen, sowie kleine Restaurants und Geschäfte.
Immerhin finden wir ein wenig Street Art in versteckten Gassen, mehr aber auch nicht.

Auf dem Rückweg nach Sinseol-Dong kühlt das Wetter langsam ein wenig ab, der Wind fängt an sich zu drehen und wieder aus dem Norden zu wehen.
Wir kehren zur Unterkunft zurück, essen noch kurz was und gehen bald ins Bett.

Am Mittwoch checken wir aus dieser Unterkunft ebenfalls aus und ziehen wieder um, weil wir etwas günstigeres gesehen haben und diese hier für die nächsten Tage ausgebucht ist.
Wir versuchen jeweils in Dreitagesabschnitten zu buchen, für den Fall dass wir vielleicht mal noch eine positive Nachricht erhalten, was unsere russischen Visa betreffen.

Auf dem Weg dahin holen wir uns wieder je einen Zimtbeutel zum Frühstück und entdecken einen Kaffeestand unweit der neuen Unterkunft, der sehr günstig ist.
Bei einem Früchtestand daneben kaufen wir sogleich noch ein Netz gefüllt mit frischen Orangen.
Nachdem wir die neue Unterkunft bezogen haben, richten wir uns ein und verbringen den Rest des Tages damit, zu chillen und zu lesen, Karten zu studieren und Informationen zu sammeln.

Am Abend erreicht unsere Visaagentur uns und teilt uns mit dass sie für uns nur ein 30 Tage Aufenthaltsvisum einrichten können, weil wir kein Business haben und als Touristen durchgehen müssen.
Das witzige resp. ärgerliche daran: Bei allen anderen hat dies geklappt, jeder hat ein Businessvisum gekriegt der durch Russland reist, nur bei uns hat es nicht funktioniert, was für ein riesiges Pech.
Ich kann nicht genau sagen wer hier was versaut hat, wir haben die Anträge stellvertretend von der Agentur ausfüllen lassen, die diese anschliessend zusammen mit dem Einladungsschreiben einer Firma ans Innenministerium weitergeleitet hat.
Dabei ist irgendwie alles schiefgelaufen und nun wird uns nur noch das Visum für 30 Tage angeboten.

Wir haben leider keine andere Wahl und müssen dieses annehmen.
Wieder ist ein Tag vorbeigegangen und wieder kein Erfolg, wir können es nicht glauben und sind so richtig angeschissen, denn morgen kommt unser Containerschiff in Russland an, unser Auto wird vor uns in Vladivostok sein, für uns eine schlechte Situation.
An diesem Tag haben wir keine Bilder gemacht.

Am Donnerstag wollen wir uns das Nationalmuseum anschauen und nach einer Orange, einem Zimtbeutel und einem Kaffee machen wir uns mit der Metro auf den Weg.

Wir müssen einmal umsteigen und dann sind wir auch schon da und da das Wetter kalt und mies ist, hätten wir es mit dem Museumtag nicht besser treffen können.
Dieser Meinung waren wohl auch all die umliegenden Schulen, denn nur schon der Vorplatz wimmelt von kreischenden Kids und überforderten Lehrern, die versuchen die Gruppen zusammenzuhalten.
Der Eintritt für das Museum ist gratis und es ist riesig und mit drei Stockwerken versehen.

Man beginnt im Erdgeschoss und erfährt zuerst einmal alles über die Steinzeit sowie die verschiedenen Zeitalter danach.
Skelette, alte Rüstungen und Waffen, Tontöpfe und Scherben, alles Reliquien aus verschiedenen Ausgrabungen und uralt.
Wir tauchen ein in die Vergangenheit und kommen in der heutigen Zeit wieder heraus.
Es ist ein tolles Museum, welches mit viel Liebe zum Detail und sehr informativ aufgebaut ist, überall Ecken und Bänke hat um sich mal auszuruhen, auf jeder Etage einen Kaffee anbietet und viel mit Beleuchtung gearbeitet hat, um die Dinge ins rechte Licht zu rücken.
Wir verbringen ganze drei Stunden im Museum und begegnen hier auch Joseon und anderen Legenden wieder, denen wir auf unserer Reise mit dem Mietwagen begegnet sind.

Da wir am Morgen nicht allzu früh aufgebrochen sind, ist es auch schon später Nachmittag als wir wieder in der Unterkunft ankommen.
Wir essen bei einem Koreaner um die Ecke zu Abend der ein einfaches Schnitzel in Currysauce und dazu Reis serviert, zusammen mit etwas Kimchi du eigelegten Zwiebeln.

Zurück im Zimmer kommt dann die beschissenste Nachricht überhaupt.
Wir seien bei den Russen auf der Schwarzen Liste gelandet und müssen nun zuerst beweisen, dass wir wirklich Touristen seien.
Der Grund ist ganz einfach: Durch die vielen verschiedenen Anträge die wir hintereinander stellen lassen mussten, wurde die Behörde anscheinend misstrauisch und setzte uns auf die Blacklist, was in unseren Augen total lächerlich ist.
Irgendwas scheint hier komplett falsch zu sein, irgendjemand hat kräftig Mist gebaut und wir sind nun die Träger von absolut lächerlichen Konsequenzen.

Um von der Blacklist wieder runter zu kommen, müssen wir nun einen Brief an den russischen Konsul in Bern schreiben und darin unsere Gründe und Reiseroute für Russland erläutern und alle Stempel und Visa im Pass abfotografieren und mitschicken.
Ich mache mich um ein Uhr morgens an die Arbeit und schreibe den Brief, während Tobi die Passstempel abfotografiert und mir die Grenzübergänge angibt, die er auf der Karte eingezeichnet hat.

Anschliessend gehen wir ins Bett, frustriert und angepisst.

Am Freitag müssen wir wieder aus der Unterkunft ausziehen weil auch diese für das Wochenende schon ausgebucht ist, was wir aber nicht weiter schlimm finden, weil sie echt beschissen war.
Von den steinharten Matratzen schmerzt uns der Rücken jetzt noch und das Badezimmer hat so wegen dem Abfluss gemüffelt, dass auch der Dampfabzug nicht mehr dagegenhalten konnte.

Da wir von der Agentur erst wieder spät am Abend etwas hören werden, packen wir also wieder einmal unsere Reiserucksäcke und ziehen um.
Kaffee und Zimtbeutel dürfen natürlich auch heute nicht fehlen, wir nehmen es gemütlich und setzen uns damit bei der alten Koreanerin auf die Stühle.

Anschliessend können wir unsere Unterkunft zum Glück gleich beziehen, sie ist einen knappen Kilometer von der alten entfernt.
Wir richten uns gleich wieder ein und ich überarbeite das Schreiben nochmals, ehe ich es ausdrucken lasse, damit wir es unterschreiben können.
Anschliessend nutze ich ein Scanner-App um es wieder einscannen zu können und sende es zusammen mit einem absoluten Touribeweisfoto an unseren Agenten.

Auch heute machen wir nicht mehr besonders viel und warten angespannt auf den Bescheid der Botschaft, die Zeit vertreiben wir uns wieder mit Karten anschauen und planen, denn irgendwie haben wir beide absolut keine Lust, uns etwas draussen anzuschauen oder irgendwo hinzugehen, weil wir zu frustriert und genervt sind.

Am Abend erhalten wir dann immer die Nachricht, dass der Konsul versucht, uns wieder von der Schwarzen Liste zu nehmen, damit wir ein Touristenvisum beantragen können.
Leider müssen wir für den definitiven Bescheid bis Montagabend warten.

Wie lange wir noch in Südkorea bleiben müssen wissen wir nicht und obwohl Seoul eine tolle Stadt ist und wir uns hier wohl fühlen, vermissen wir unser Auto schmerzlich und wollen einfach nur unsere Reise fortsetzen, wie bisher.
Auch heute haben wir das Fotografieren sein lassen.

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