Donnergrollen und helle Blitze, das Prasseln von Hagelkörnern und das laute Rauschen des Regens lassen uns am frühen Morgen aufwachen.
Im Auto ist es feucht, mein Kopfkissen klebt mir buchstäblich im Gesicht und auf den Aluminiumprofilen hat sich Kondenswasser gebildet.
Ein weiterer Tag wo man absolut kein Bock hat aufzustehen, geschweige sich überhaupt in Bewegung zu setzen.
Trotz allem stehen wir auf, ziehen uns an und sind froh darüber, den Kochgrill über Nacht im Auto gelassen zu haben, so dass wir gleich Kaffee kochen können.
Mit Milchpulver und Wasser rühren wir die Milch für unser Müsli an, kippen die Mischung rein und streuen noch eine Ladung Gojibeeren darüber, die sind inzwischen ein absolutes Muss beim Frühstück.
Mit der Kaffeetasse in der Hand hören wir am Regen zu und hoffen dass es bald wieder aufhört damit wir draussen abwaschen können.
In dieser Hinsicht haben wir ein Schönwetter-Auto gebaut, eine interne Küche zum Abwaschen hätte bei unserem Design niemals Platz gehabt, doch das Glück ist uns ganze zehn Minuten lang hold.
Sobald der Regen nachlässt gehe ich sofort nach draussen, wasche unsere Schalen und Tassen ab und gebe sie Tobi rein um sie abzutrocknen und zu versorgen.
Anschliessend machen wir uns komplett startklar und ehe der Regen erneut einsetzen kann, sind wir schon wieder unterwegs.
Unser nächstes Ziel ist der Anne Point, die letzte Chance ein paar Southern Right Whales zu sehen, in unserer Sprache nennt man sie die Südkaper.
Die Südkaper ziehen wie die Buckelwale in den Süden sobald der arktische Sommer anbricht, jedoch bewegen sie sich dabei nur bis zum 50. Breitengrad also etwa ein Viertel von den 5000Km die uns von hier aus trennen.
Mütter und Kälber halten sich in der Sommerzeit Australiens mehr oder weniger in Küstennähe auf, wobei die Sommerzeit sich in Südaustralien eher als Winterzeit anfühlt, den hier gelten an die 4 Jahreszeiten aufgrund des vielfältigen Klimas.
Als wir jedoch via ein paar spassige Offroadpisten beim Schild vom Nationalpark ankommen, ist die Strasse leider gesperrt.
Bloody Australians, sperren immer die Strassen wegen ein bisschen Regen und Schlammpisten sobald sie mit ihren Caravans nicht mehr durchkommen.
Meine Chance das letzte Mal Wale zu sehen hat sich leider deswegen erübrigt, bis zum kommenden Juni werden sich hier vermutlich keine Wale mehr aufhalten.
Wir essen kurz was zu Mittag und fahren weiter, denn wir wollen noch andere Ortschaften und Punkte abklappern doch leider ist jeder Zugang zum Strand gesperrt.
Immer wieder fängt es wie aus Kübeln an zu regnen und dicke Wolken werden über das Land getrieben, gepeitscht vom Wind.
Diverse Kängurus hüpfen vor unserem Auto über die Strasse, gefolgt von kleinen Feldhasen, wir müssen das Tempo drosseln damit wir kein Tier anfahren, es sind so viele!
Schlussendlich landen wir in Hope Toun (ja man schreibt es wirklich so), wo wir weiter unten in der Nähe des Strandes einen Platz zum Übernachten finden.
Eigentlich wollten wir ja noch weiterfahren doch auch diese Strasse ist gesperrt, Road closed heute zum vierten Mal!
Wir richten uns halt da ein, braten Steaks und essen einfach nur Salat dazu und machen uns anschliessend auf den Weg zu einem Spaziergang am Strand.
Zum Glück hat der Regen nachgelassen und die Wolken einem blauen Himmel Platz gemacht, so können wir wenigstens einen trockenen Abend geniessen.
Der Strand ist verlassen, keine Menschenseele sehen wir weit und breit und wir haben ihn komplett für uns.
Ich halte vergeblich nach einem Blas Ausschau, die Oberfläche ist ruhig und die Wale sind endgültig weitergezogen.
Ich hoffe ich werde sie eines Tages wiedersehen.