27.04.-03.05.2018. Wenn das Fahrzeug sauber ist, der Container aber nicht

Die letzten Tage sind wieder so schnell vorbeigegangen, dass ich kaum mit zählen nachgekommen bin und wir sind mit dem Putzen fast fertig.
Die letzten Sachen wie Werkzeuge und kleinere Dinge werden noch gereinigt und sorgfältig verpackt, der letzte Schliff am Auto vollbracht und alles auf Hochglanz poliert vorbereitet. Nachdem wir den Motor noch mit WD40 und Silikonspray zum Glänzen gebracht haben, sind wir mit unserem Werk mehr als zufrieden.

Auch Heinzes Arbeit nähert sich dem Ende und mit Hilfe von Vitor, dem Timoresen den wir am allerersten Tag in Dili kennengelernt haben und der uns freiwillig geholfen hat wie verrückt, sieht auch Heinzes Fahrzeug blitzblank und sauber aus.
Ein letztes Mal mit dem Kärcher reinigen, Staubsaugen, Scheiben putzen und abstauben, alles nochmals auf Samen, Laubblätter, Erde und staub kontrollieren und fertig sind wir mit der Arbeit.

Am nächsten Morgen dann der grosse Moment.
Ein  Mitarbeiter von SDV/Bollore Logistics ist pünktlich um neun Uhr hier und wartet auf uns.

Während Heinze nur den Kopf schüttelt und uns den Vogel zeigt, sind Tobi und ich schon wieder seit sechs Uhr morgens auf den Beinen und kontrollieren unser Fahrzeug auf irgendwelche schmutzigen Ecken, reiben die Stossstange sowie alle anderen Teile noch mit WD40 ein und betrachten unser Fahrzeug mit Stolz und Freude.

Anschliessend folgen wir dem Mitarbeiter von SDV/Bollore Logistics zum Containerdepot, fahren dabei möglichst langsam und vorsichtig, damit auch ja nichts mehr schmutzig werden kann.

Doch als wir dort ankommen, erwartet uns der absolute Supergau, ein riesiger staubiger Sand/Kiesplatz und ein komplett verdreckter Container, voll mit Spinnen, Käfer und Ameisen, sowie komplett verstaubt und schmutzig.
Wir stehen da mit unseren frischgeputzten Autos, wofür wir drei ganze Wochen harte Arbeit geleistet haben und sind etwas vor den Kopf gestossen.

Mit jedem Fahrzeug dass an uns vorbeibrettert werden riesige Staubwolken aufgewirbelt, welche über unsere Fahrzeuge hinwegwehen und wir sind stinksauer.
Nicht umsonst haben wir weit im Voraus Bollore schon mitgeteilt, dass wir einen sauberen Container benötigen und dies extrem wichtig ist.
Doch wir zögern nicht lange und machen uns sofort an die Arbeit.

Wir fangen an, den ganzen Staub und Dreck aus dem Container zu wischen und ich fahre mit dem Mitarbeiter zusammen zurück zum Hotel um den Hochdruckreiniger und den Staubsauger, sowie eine Kabelrolle und was zu trinken zu besorgen, denn auch schon um zehn Uhr morgens ist es schon über dreissig Grad.
Mit dem Material im Schlepptau kehren wir zum Platz zurück und  nachdem Tobi mit dem Staubsauger durch ist, wasche ich den ganzen Container heraus, wobei das heisse Metall des Containers das Wasser so stark erhitzt, dass es schon fast schmerzhaft ist, wenn es mir wieder entgegenkommt.

Schlussendlich ist der Container sauber und nach einer Ladung Insektengift, fangen wir an, die Räder unserer Fahrzeuge zu waschen, die komplett staubig sind.
Dazu nehmen wir eine Blache und breiten diese auf dem Boden aus, befestigen sie mit Steinen und bereiten das Wasser vor.
Während ich die Räder unseres Cool runnings reinige, geht der Wasservorrat im grossen Tank der Anlage zur Neige und wir müssen mit Eimern und Bürsten weitermachen.

Wir sind immer wieder kurz vorm Ausrasten, haben keine Geduld mehr, schwitzen und sind hungrig, weil wir den ganzen Tag noch nichts gegessen haben.
Als nach einer weiteren Stunde schrubben und putzen unser Fahrzeug endlich im Container steht, befestigen Tobi und ich es mit den Spanngurten, die wir extra dafür gekauft haben.

Danach hängen wir noch die Batterie ab und versuchen, den grössten Staub wieder zu entfernen und unser Auto wieder zu reinigen, damit der erste Eindruck doch noch gut ist.
Danach verladen wir Heinzes Fahrzeug ebenfalls, der in der Zwischenzeit auch die Räder seines Autos gereinigt hat.
Nachdem bei ihm auch alles erledigt ist, kommt ein Zollbeamter zu uns um den Container zu schliessen und das Seal mit der Nummer an der Tür zu befestigen.

Nachdem alles erledigt und zusammengeräumt ist, sind wir vollkommen erledigt und kaputt.
Für das ganze Prozedere haben wir knapp sieben Stunden gebraucht, die Sonne hat uns erbarmungslos auf die Köpfe geknallt und wir sind mehr frustriert als freudig, dass die Sache nun erledigt ist.

Vor allem mein Freudegefühl bleibt komplett aus und ich bin angepisst und frustriert, frage mich, wozu wir all die Arbeit und den Zeitaufwand sowie die hohen Kosten auf uns genommen haben und jetzt bangen müssen, dass unsere Fahrzeuge bei der Inspektion in Australien auch wirklich heil durchkommen.

Vor allem sind wir uns nicht sicher ob wir wirklich alles Ameisen erwischt haben und da der Container mit Abstand am beschissensten Ort überhaupt steht, nämlich halb in einer Wiese die sich als Insektenherd mit Abstand am Besten eignet, der Container nicht dicht ist und sich der Staat vermutlich zwischen Holz und Eisenplatten gebildet hat, trägt auch nicht gerade zu einem guten Gefühl bei.

Nach einem Teller voll mit indischem Essen, kaufe ich im Supermarkt eine kleine Flasche Wein, welche ich dann im Zimmer leere, um den Frust runterzuspülen.
Als der Morgen anbricht machen wir uns als erstes auf den Weg zu Bollore/SDV um die Situation vom Vortag nochmals zu besprechen und mitzuteilen, dass wir diese so nicht akzeptieren.
Monteiro gibt sich zuerst unbeteiligt doch als wir ihm die Fotos unter die Nase halten, kommt doch etwas Leben auf, in seiner sonst regungslosen Miene.
Mit dem Vorschlag sich das Ganze mal durch den Kopf gehen zu lassen, fahren wir mit dem Mitarbeiter von gestern zum Frachthafen um unser Carnet auszufüllen und abstempeln zu lassen und kehren anschliessend ins Büro zurück.

Dort setzen wir uns nochmals mit Monteiro zusammen und können schlussendlich so mit ihm verbleiben, dass Container versetzt, sprich auf einen anderen Container hinaufgestellt wird, zudem von Bollore nochmals aussen gereingt wird und us die Garantie darauf gegeben wird, ihn sauber und sicher am Hafen abzuliefern.
Das Ganze wurde schriftlich erfasst und so von ihm unterschrieben, immerhin etwas, auch wenn es uns nicht viel bringen wird.

Für das Versetzen des Containers wollen sie uns anfänglich noch 50USD verrechnen, merken aber schnell dass sie das gleich wieder vergessen können.
Halbwegs zufrieden verlassen wir das Büro und kehren nach einem Kaffee zum Hotel zurück, wo wir noch ein paar Bilder mit den Besitzern machen und uns anschliessend auf eine Citysightseeing Tour begeben, weil es unser letzter Tag hier in Dili ist.

Wir besichtigen den grossen Kreisel, schlendern am Meer entlang, geniessen die coole Atmosphäre die in dieser Stadt herrscht und treffen uns mit Heinze zum Abendessen im Timor Plaza.
Nach dem Essen lädt Heinze uns noch auf eine Flasche Wein ein, welche wir im Hotel zusammen mit guter Musik und viel Geplauder leeren, es ist ein schöner Abend.

Zurück im Zimmer packen wir unsere restlichen Sachen in unsere grossen Reiserucksäcke und staunen, wie leer das Zimmer plötzlich scheint, wenn alles wieder weg ist.
Ganze vier Wochen sind wir hier gewesen, haben uns schon fast wie zu Hause gefühlt, alles hat in dieser Zeit seinen Platz gehabt aber nun stehen unsere Rucksäcke bereit und das nächste Abenteuer steht bevor.

Morgen fliegen wir nach Australien weiter, genauer gesagt nach Darwin, wo wir auf unser Fahrzeug warten werden, welches hoffentlich trotz all den Problemen gut durch die Inspektion kommt.

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