02.04.2018. Wir verlassen Westtimor und fahren nach Timor-Leste

Schon am frühen Morgen höre ich Stimmen neben unserem Auto und kann mir die Anzahl der Leute nur vorstellen, die schon wieder ganz neugierig um unser Fahrzeug herumstehen.
Auch Tobi der sich neben mir regt, hört die Leute und überlegt sich dreimal ob er Lust hat, sich all den Einheimischen zu stellen.
Schliesslich reissen wir uns zusammen und stehen auf, ziehen uns an und klettern aus dem Fahrzeug.

Mit einer Welle begrüssen wir die Locals, die sofort darauf reagieren und mitmachen, sie alle haben auf unseren grossen Auftritt gewartet.
Verlegenes Gekicher, Kinder die uns angrinsen, ein paar Erwachsene die danebenstehen und versuchen, Englisch mit uns zu sprechen und am Schluss an die dreissig Leute, die uns beim Kaffee kochen zuschauen.

Auch Clément und Raphael sind wach und kriechen aus ihrem Zelt, ein bisschen überfordert mit der ganzen Situation, fangen sie sich aber schnell wieder und gesellen sich für eine Tasse Kaffee zu uns.

Während wir unseren Kaffee trinken, betrachten alle unser Rumah Mobil (mobiles Zimmer) und rufen immer wieder bagus (gut).
Wir grinsen, Terima Kashi (Danke) und Gelächter, schlussendlich gelingt es mir, dass sich alle vor unserem Auto aufstellen und ich ein Foto schiessen kann.
Clément und Raphael haben inzwischen ihr Zelt zusammengeräumt und alles in unserer Karre verstaut, auch wir sind in Kürze abfahrbereit.
Wir verabschieden uns mit Selamat Jalan (Auf Wiedersehen) und alle rufen und winken wie verrückt, als wir vom Platz fahren und uns auf den Weg zur Hauptstrasse machen.

In Atambua angekommen, finden wir eine echte Bäckerei und kaufen uns dort ein paar Gemüsekrapfen und Donuts, die als Zvieri gedacht sind.
Mit einem Selamat Makan (Guten Appetit), setzen wir uns draussen auf die Treppe und futtern unsere Gemüsekrapfen, während wir den regen Morgenverkehr von Atambua beobachten.

Danach wählen wir die nördliche Strecke und fahren ein Stück am Meer entlang, bis wir an der Grenze zu Timor-Leste gelangen und die anderen aussteigen.
Wir wollen uns auf der anderen Seite wieder treffen.

An der Grenze machen wir zuerst unsere Dokumente bereit und gehen dann rein, um unseren Pass auszustempeln, doch der Herr hinter dem Tresen meint, ohne ein Schreiben des Konsulats von Timor-Leste, lassen sie uns nicht ausreisen, weil wir in Timor-Leste ohne diesen Fackel nicht einreisen dürften, da dieser für Länder gilt, die nicht in Europa sind.

Nun sind wir doch etwas verwirrt und versuchen ihm zu erklären, dass wir zwar nicht in der EU sind, jedoch das Schengen abkommen gilt.
Nun muss Tobi mit ihm auf dem Motorrad zum Grenzübergang von Timor-Leste fahren und die Sache klären, was ihm nach zehn Minuten auch gelingt.
Zurück beim Indonesischen Grenzposten erklärt uns der Beamte, dass wir nun einreisen dürften.

Der Grund für die Aufregung: Der Zollbeamte meinte, Switzerland und Swiss seien zwei verschiedene Länder. (Scheiss auf Schengen, das hätte uns hier sowieso nicht geholfen, Bildung muss her!)

Swiss kennen sie hier, Switzerland sagt ihnen jedoch gar nichts.
Nach dem Stempel gehen wir rüber zum Custom der glücklicherweise nicht bemerkt dass unser Carnet abgelaufen ist und mit Stempel und Unterschrift, verlassen wir Indonesien nach sechs Wochen und fahren nach Timor-Leste.

Dort am Grenzübergang wird unser neues Carnet erstens mal falsch gestempelt (Custom hat das Carnet aus statt eingestempelt und ich musste ihm jeden Schritt erklären) und zweitens kontrollieren sie weder, ob unser Auto auch wirklich da steht, noch ob wir etwas schmuggeln (was wir selbstverständlich nicht tun) und nachdem der Zollbeamte uns auch noch schriftlich bestätigt hat, dass der Stempel in unserem Pass 90 Tage gültig ist, sammeln wir die anderen zwei wieder auf und machen uns auf den Weg nach Dili.

Die Strassen sind zum Teil in einem miserablen Zustand und nicht ganz ungefährlich, trotzdem tuckern wir friedlich am Meer entlang Richtung Hauptstadt, wo wir ca. zehn Kilometer vor der Stadt am Strand campieren und uns wie Kinder in die Wellen stürzen.

Leider holt Clément sich einen fiesen tiefen Schnitt an der Unterseite seines grossen Zehs, weil er sich an einem scharfen Stein geschnitten hat.
Wieder einmal ist der Einsatz von Dr. Jeannine gefragt und ich mache mich bewaffnet mit Pinzette, etc. an die Arbeit.

Inzwischen fängt es schon wieder an zu dunkeln und wir machen uns gemeinsam an die Arbeit um ein Gemüsecurry mit Kartoffeln zu zubereiten, was viel Arbeit gibt aber so fein ist, dass die Pfanne ratzfatz leergefuttert wird.

Den Rest des Abends verbringen wir mit Musik hören und plaudern, auch ein Einheimischer namens Vittor hat sich zu uns gesellt.
Mit einem Mix aus Portugiesisch (Amtssprache in Timor-Leste), Englisch und Indonesisch (weil die ältere Generation gar kein Portugiesisch spricht), unterhalten wir uns mit Vittor.

Es ist schon spät, als wir alle zusammen unsere Utensilien versorgen, uns gute Nacht wünschen und schlafen gehen.

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