Um fünf Uhr morgens reisst mich mein Handywecker aus meinen Träumen und ich bin todmüde und will am liebsten liegenbleiben. Um zwanzig nach fünf stehen wir dann auf und ziehen uns an. Wir wollen die grossen Western Tempels in Kajuraho besichtigen und der frühe Morgen, eignet sich perfekt dafür. Es dämmert als wir aus dem Zimmer kommen und uns mit einer Flasche Wasser und der Kamera, auf den Weg machen. Im Dorf ist es noch ruhig, nur wenige Leute sind unterwegs. Die, die schon auf sind, wischen den Boden und dekorieren das Haus, da heute Diwali ist. Der heilige Tag Diwali, ist das Festival des Lichts, welches Freude, Glück und Liebe bringen soll. Alle haben in den letzten Tagen ihr Haus neu gestrichen und geputzt.
Als wir so durch das Dorf spazieren, kommt uns eine Kuh mit ihrem Kalb entgegen. Sie scheint sehr nervös zu sein und ich sehe ihr sofort an, dass sie sich von uns bedroht fühlt. Sie senkt den Kopf und rennt auf uns zu und ich werfe ihr reflexartig mit aller Kraft, meine volle Wasserflasche an den Hals. Sie erschrickt und bleibt stehen, wendet dann und wird von ein paar indischen Frauen verscheucht.
Nach diesem Ereignis sind wir hellwach und während langsam die Sonne aufgeht, nähern wir uns der grossen Tempelanlage. Wir zahlen den Eintritt von ungefähr sieben Euro und betreten die Anlage. Ein grosser Park liegt vor uns und keine Menschenseele ist weit und breit zusehen. Wir schlendern durch den Park und bestaunen die riesigen und wunderschönen, uralten Tempel, welche mit vielen Verzierungen versehen sind. Die Arbeit wurde damals noch komplett von Hand erledigt, was für uns unvorstellbar ist. Die Ruhe und die kühle Luft ist entspannend du wir geniessen die Besichtigung sehr.
Nach über einer Stunde verlassen wir die Anlage wieder und während wir zurück Richtung Dorf laufen, betrachten wir die vielen Menschen, die zu einem Tempel ausserhalb der Anlage gehen, wunderschön gekleidet mit bunten Farben und Opfergaben wie Reis und Blumen, gehen sie in den Tempel hinein um ihre Gaben zu bringen und die Götter gnädig zu stimmen.
Draussen auf den Strassen haben alle ihre Stände aufgebaut wo sie verschiedene Sachen verkaufen. Als wir wieder im Dorf sind, werden wir von allen mit «Namaste» und «Happy Diwali» begrüsst, was wir lächelnd zurückgeben. Das Dorfleben in Indien ist nicht vergleichbar mit dem Stadtleben. Hier ist es so ruhig und entspannt und auch halb so chaotisch, wie in den Städten. Auch hat es weniger Menschen, was sehr angenehm ist.
Wir geniessen die morgendliche Stimmung und das Treiben, während wir zum Homestay zurückgehen und Bennet aus dem Schlaf reissen.
Danach setzen wir uns an den Frühstückstisch und futtern Pancakes mit Honig, ehe wir uns von Roshni und ihrem Bruder und dem Deutschen verabschieden. Roshni hat mir zu Diwali eine wunderschöne Haarspange geschenkt, was so lieb ist!
Und Thomas der Deutsche, hat jedem von uns einen Stein geschenkt, die er irgendwo gefunden hat. Ich bin wieder einmal sehr gerührt über die tollen Menschen, die wir auf unserer Reise treffen und jedes Mal wünsche ich mir, sie irgendwann wiederzusehen.
Danach fahren wir los Richtung Sanchi. Die Strassen sind gut, der Verkehr angenehm und auch die Hitze lässt sich dank der trockenen Luft, gut ertragen.
Wir fahren ungefähr dreihundert Kilometer bis nach Sanchi und das einzige andauernde Verkehrshindernis sind die zahlreichen Kühe und Wasserbüffel auf der Strasse.
Vor allem die Kühe, da es verheerende Folgen hätte, wenn man eine anfahren würde. Die Kuh wird hier in Indien als Mutter der Hindus angesehen und ist daher ein heiliges Tier.
Eine Kuh zu töten, wäre es auch nicht unsere schuld, wird hier mit harten Gefängnisstrafen bezahlt.
Nach ungefähr sechs Stunden Fahrt und einem kleinen Mittag/Abendessen, kommen wir in Sanchi an, welches ein totales Nest ist. Beim ersten Hotel fragen wir nach, ob wir auf dem Parkplatz übernachten dürften, jedoch wird verneint, weil anscheinend kein Wachmann verfügbar ist. Beim zweiten Hotel kann der Besitzer kein Wort Englisch, also nehmen wir ein Zimmer. Die totale Absteige und das zum stolzen Preis von fünfzehn Franken.
Für diesen Preis haben wir zwei weitaus komfortablere Nächte in Kajuraho verbracht.
Anyway, wir sind froh, dass wir für eine Nacht bleiben können. Die Bettlaken sind sicher nicht frisch, vom Kissenbezug fangen wir gar nicht erst an und wir sind froh, einen Seidenschlafsack zu haben.
Während Tobi bei Bennet einen Film schaut, schreibe ich nun Blog, sortiere Bilder und gehe frühh zu Bett.