Die Nacht ist ausser dem lauten Hupen der Lastwagen und dem Zirpen der Zikaden, relativ ruhig und am frühen Morgen kurz nach sieben, stehen wir auf und geniessen unseren letzten kühlen Morgen in Nepal. Während ich das Frühstück zubereite, erhalten wir Besuch von einem achtzehnjährigen Nepali und seinem kleinen Neffen, die mir neugierig beim Apfel schneiden zusehen. Wie ich halt so bin, fange ich auf der Stelle an zu quatschen mit den beiden und verteile eine Flasche Wasser und Kekse, die sie dankbar annehmen.
Ich koche Tee, Kaffee und Porridge, während Tobi und Bennet es sich schon mal am Tisch gemütlich machen.
Nach dem Frühstück räumen wir alles auf und ich putze den Sand aus dem Auto, der sich dank dem sandigen Boden angesammelt hat.
Als alles erledigt ist, sind wir endlich abfahrbereit.
Wir verabschieden uns von den beiden Jungs und fahren los, Richtung Raxaul Border.
Der Verkehr wird immer dichter und mühsamer, je näher wir der indischen Grenze kommen. Tuc Tuc’s fahren wieder vor unserer Nase, mitten auf der Strasse statt am Strassenrand, Leute laufen vor unser Fahrzeug und wir müssen wieder kräftig unsere Hupe gebrauchen.
An der Grenze angekommen, kommt das übliche Prozedere an die Reihe. Nachdem unser Carnet in Nepal ausgestempelt ist, geht auf der Strasse gar nichts mehr. Hunderte von Lastwagen stehen in einer Reihe, dazwischen Tuc Tuc’s, Fahrzeuge, kleine Pferdekarren mit fetten Leuten drin und der Wagen somit so schwer, dass die kleinen Pferdchen fast zusammenbrechen. Staub und Abgase inhalierend, stehen sie in der heissen Sonne und es bricht mir fast das Herz.
So stehen wir fast eine Stunde im Stau und kommen nicht vorwärts. Irgendwann sind wir dann endlich in Indien und können unsere Dokumente einstempeln lassen. Danach fahren wir durch Raxaul und suchen uns ein Hotel, weil Bennet noch nicht hundertprozentig auf den Beinen ist. Doch als wir das Hotel endlich finden, ist kein einziger vor Ort ausser einem jungen Inder, der kein Wort Englisch spricht. Er gibt uns mit Händen und Füssen zu verstehen, dass er den Manager anrufen wird und der bald kommen wird. Nach zehn Minuten haben wir die Schnauze voll und beschliessen, nach Motihari zu fahren, dem nächstgelegenen Ort. Die Strasse bis dahin ist der absolute Albtraum. Unbefestigt und mit tiefen Löchern, hunderten von Lastwagen vor dem Gesicht und so heiss und staubig, dass man freiwillig lieber zehn Mal hintereinander die Ringroad in Kathmandu hoch und runterfahren würde. Im Schritttempo geht es voran und wir sind müde, hungrig und genervt.
Die Leute versperren uns ständig den Weg und wir hupen und fluchen die ganze Zeit, haben keine Nerven für den indischen Strassenverkehr und das zum Teil kindische Verhalten der Leute.
Nach etlichen Stunden Fahrt kommen wir endlich in Motihari an, doch der Weg zum Guesthouse das wir angeschaut haben, ist mit dem Auto nicht passierbar und somit fällt für uns die Option weg, weil wir unsere Fahrzeuge nicht sicher parkieren können. Zu allem Überfluss haben wir auch noch Bennet verloren und das Internet der indischen Sim Karte funktioniert nicht richtig. Ein paar junge Inder sprechen uns an und wir erklären ihnen unsere Lage. Sie bieten uns an, uns zu einem Hotel zu bringen, also folgen wir ihnen mit dem Auto. Mittlerweile ist es schon längstens dunkel und die Strassen sind voller Menschen und Fahrradfahrer ohne Licht, sowie Ziegen und Kühen und wir müssen höllisch aufpassen, damit wir keinen Unfall produzieren. Unterwegs finden wir Bennet wieder und auch er folgt den anderen mit seinem VW Bus.
Beim Hotel angekommen, beziehen wir sogleich ein Zimmer und bestellen etwas zu Essen.
Das Essen ist miserabel, die Toilette nicht geputzt und es schwirren etwa tausend Insekten in unserem Zimmer herum. Vom Wasserläufer über eine Heuschrecke ist alles inklusive, für satte dreiundvierzig Franken für eine Nacht. Leider haben wir keine andere Option als uns mit der Lage abzufinden.
Wir sind wieder mitten im indischen Chaos gelandet und innert neun Stunden, ganze 120Km weit gefahren.
Welcome to India!
PS. Bilder folgen…!