07.10.2017. Wir verlassen Kathmandu, fahren nach Bhaktapur und kommen in den Genuss, nepalischer Gastfreundschaft

Nachdem wir am letzten Abend im Hostel vom Chef noch zum miesesten Wein aller Zeiten eingeladen wurden, sind wir am nächsten Morgen umso müder, als der Wecker um sechs Uhr dreissig klingelt. Ich stelle ihn auf sieben Uhr dreissig um und versuche nochmals eine Stunde zu schlafen, Tobi jedoch bewegt sich die ganze Zeit hin und her, was mich schier in den Wahnsinn treibt. Kurz vor sieben gebe ich auf und gehe duschen. Das Wasser ist kalt aber irgendwie herrlich erfrischend, obwohl ich danach schlottere. Auch Tobi geht schnell duschen, zieht sich dann an und wir fangen an, unsere Sachen zusammen zu räumen und ins Auto zu bringen. Die Sonne brennt schon in den frühen Morgenstunden heiss vom Himmel und wir sind froh, dass das Auto zwischen den Häusern noch ein wenig im Schatten steht. Um halb neun setzen wir uns mit Bennet an den Frühstückstisch und wir planen unseren weiteren Verlauf des heutigen Tages. Tobi möchte unbedingt nochmals hoch zum Affentempel um dort eine tibetische Figur aus Yak Knochen zukaufen, die er beim letzten Mal gesehen hat, also machen wir uns nach dem Frühstück sofort auf den Weg. Wir laufen diesmal einen anderen Weg hoch, der uns vor allem im Schatten auf den Berg führt. Vorbei an kleinen Ständen die Armbänder und andere Souvenirs verkaufen, Getränke anbieten und Farbpigmente. Eine Mischung aus bunten Farben, die in der Morgensonne leuchten.

Bei der grossen Stupa angekommen, staunen wir nicht schlecht über die vielen Leute, hauptsächlich Touristen aus Europa und Indien. Alles steht im Weg herum und fotografiert, plaudert und lacht, dazwischen die Affen, die sich die Tempelanlage zu eigen gemacht haben. Die Stimmung ist wunderschön und entspannt, auch wir geniessen es in vollen Zügen. Ich kaufe mir noch ein Armband, Tobi sich die tibetische Figur und wir schauen nochmals die Stupa an und geniessen das letzte Mal die Aussicht auf Kathmandu, ehe wir uns in Gedanken von diesem schönen Ort verabschieden. Im Buddha Food Shop kaufen wir noch Toilettenpapier und in einem kleinen Laden, zwei Pack Wasserflaschen à je zwölf Flaschen pro Pack. So sind wir wieder komplett ausgerüstet für die Fahrt. Wir verabschieden uns im Hostel noch von den Leuten und fahren schliesslich los nach Bhaktapur, die angeblich älteste Stadt Nepals. Der Verkehr ist chaotisch, die Strassen staubig, das Verhalten der Verkehrsteilnehmer absolut unberechenbar. Trotzdem kommen wir einigermassen gut vorwärts und sind ca. eine knappe Stunde später schon in Bhaktapur, welches nicht weit von Kathmandu entfernt ist. Wir können unsere Fahrzeuge bei einem überwachten Parkplatz abstellen und müssen für den ganzen Tag einen Beitrag von nur fünfzig Cent bezahlen.

Mit der Kamera im Schlepptau machen wir uns zu dritt auf den Weg und besichtigen die Altstadt von Bhaktapur, welche berühmt ist für ihre uralten Gebäude und Tempel. Das Erdbeben im Jahre 2015 hat hier deutliche Spuren hinterlassen. Viele Häuser sind zusammengefallen oder haben tiefe Risse in der Fassade, über zweihundert Menschen sind damals gestorben, sogar einer der grösseren Tempel musste daran glauben. Es hat viele Touristen, die ganze Stadt ist voller Menschen und überall werden handgemachte Waren zum Verkauf angeboten. Wir bummeln durch die Altstadt, besichtigen die eindrucksvollen Tempel mit ihren wunderschönen Holzschnitzereien, die einen sehr an die chinesische Architektur erinnern und essen in einem Café etwas zu Mittag.
Am späten Nachmittag verlassen wir Bhaktapur wieder und machen uns auf den Weg, Richtung Friendship Highway, der Nepal mit Tibet verbindet. Anfangs sind die Strassen so schlecht, dass wir kaum vorwärtskommen. Der Staub ist so dicht, dass unsere Sicht nicht mehr als zehn Meter beträgt und die anderen Verkehrsteilnehmer sind somit umso schlechter sichtbar, wenn sie uns auf unserer Spur entgegenkommen. Es wird wirklich nicht langweilig! Ich fahre ruhig und konzentriert, bleibe schön links und ignoriere das Chaos soweit es geht, alles andere macht sowieso keinen Sinn.

Es ist schon fast dunkel, als wir auf der anderen Seite der Strasse ein Haus entdecken, welches einen grossen sandigen Vorplatz hat. Ich zögere nicht lange und fahren sofort da hoch um zu fragen, ob wir hier übernachten dürfen. Amrit, der zusammen mit seiner Frau, seinen beiden Söhnen und seinen Eltern da wohnt, willigt sofort ein und wir können hier übernachten. Nachdem wir alles eingerichtet haben, werden wir von Amrit eingeladen, auf dem oberen Stockwerk des Hauses Platz zu nehmen. Wir setzen uns hin und unterhalten uns als er plötzlich mit einer Schale gebratenem Fleisch auftaucht, das wir essen dürfen. Er erklärt uns nebenbei, dass das ausgekochter und danach frittierter Schafskopf ist, was erklärt, dass das Fleisch so zart ist. Ich muss ein bisschen lachen als ich Tobi’s Gesicht sehe, aber ja, auch ich kann danach nicht mehr viel davon essen. Nur Bennet der Unerschütterliche, ist tapfer weiter und lässt sich nichts anmerken.
Danach bringt uns Amrit noch je einen Teller Dahl Bhat, mit Reis, Gemüse Curry, Poulet und red Pickles, welches sehr scharf ist. Eigentlich bin ich vom Mittagessen noch satt, aber es wäre respektlos gewesen, das Essen abzuweisen und es hat wirklich ausgezeichnet geschmeckt.

Nach dem Essen erklären wir Amrit und seinem Bruder ein Kartenspiel und wir jassen noch eine Weile, lachen und geniessen einen schönen Abend, ehe wir müde ins Bett gehen.

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