29.09.2017. Einmal quer durch Kathmandu

Ich werde davon geweckt, dass mich ein kleiner Affe durch das Fenster unseres Zimmers anstarrt. Ich starre zurück, bin weniger als zwei Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, jedoch sieht er mich dank den verspiegelten Glasfenstern nicht.
So verharre ich einen Augenblick lang und bestaune das kleine pelzige Tierchen mit dem frechen Gesicht, eher der Affe sich aufs Balkongeländer schwingt und auf einen der zahlreichen Bäume springt.

Wir stehen auf, treffen uns mit Bennet zum Frühstück und planen anschliessend die nächsten Schritte, unserer Reise. Es dauert nicht mehr so lange, ehe wir nach Malaysia verschiffen werden, deshalb telefoniere ich mit Peter, der mit mir die Schritte für die Verschiffung durchgeht und mir die Details angibt. Ich schaue mir noch die Möglichkeiten der verschiedenen Flüge an, vergleiche Kosten und Zeiten, überlege was sinnvoll ist und was nicht.


Später so gegen den frühen Mittag, machen wir uns zu dritt auf den Weg in die Innenstadt von Kathmandu, die an diesem zweiten Feiertag wie ausgestorben wirkt. Es sind fast keine Menschen unterwegs, die Strassen liegen praktisch leer vor uns. Es fängt an zu regnen und wir stellen uns irgendwo unter und warten, bis das Schlimmste vorüber ist, ehe wir weitermarschieren.

Wir laufen über eine Brücke, wo so verdrecktes Wasser untendurch läuft, dass es fürchterlich stinkt. Eigentlich ist es kein Wasser mehr, sondern einfach nur eine scheussliche Brühe, wo allerhand Abfall drin mitschwimmt. Wir staunen nicht schlecht als ungefähr fünf tote Hunde den Fluss hinuntergeschwemmt werden, jemand hat sie vermutlich vor kurzem da reingeworfen. Einfach grässlich!

Nach diesem nicht so erfreulichen Anblick gehen wir weiter, unser Ziel: Der Tempel der Verbrennungszeremonien, wo die Angehörigen ihre verstorbenen Familienangehörigen verbrennen. Dort angekommen erfahren wir aber, dass wir überhaupt nichts davon sehen werden und der Eintritt pro Person, an die zehn Franken kosten wird. Also lassen wir es bleiben und machen und machen uns stattdessen auf den Weg zur grossen Buddha Stupa, die etwas abseits der Stadt liegt. Wir laufen durch ein Waldstück und kommen auf der anderen Seite wieder heraus, wo es irgendwie gleich anders aussieht. Es hat viel mehr Menschen auf der Strasse und ein weiterer vermüllter und verseuchter Fluss, kreuzt unseren Weg. Wir überqueren die Brücke die mit Gebetsfahnen geschmückt sind und laufen den Strassen entlang, zur heiligen Stupa.

Der Eintritt kostet nicht mal die Hälfte des anderen Eintrittes, wo wir waren und ist unglaublich schön. Die Atmosphäre ist wie immer, wenn man so einen Ort betritt, friedlich und harmonisch, es herrscht keine Feindseligkeit und man fühlt sich immer willkommen.

Wir laufen dreimal um die Stupa herum, bewundern die vielen bunten Farben der Gebetsfahnen und geniessen einfach die schöne Stimmung. Wir shoppen noch ein bisschen in den Läden und gehen anschliessend eins trinken. Ich setze mich neben einen Mönch, der alleine an einem Tisch sitzt und linse in sein Lehrbuch. Lese heimlich die Sätze die zum Glück auch in Englisch übersetzt sind. Er bemerkt es und hält mir auf der Stelle das Buch unter die Nase, erklärt mir einzelne Bedeutungen und Mantras und fängt dann an zu singen. Ich höre zuerst zu und stimme dann mit ein, schliesslich ist es für mich eine riesige Ehre, mit einem Mönch zusammen ein Mantra singen zu dürfen. Eine einmalige Erfahrung. Ich erfahre, dass er aus Tibet kommt und hier in Kathmandu lebt, den Tibeter sieht man ihm auch schon von Weitem an, deswegen habe ich auch ihn mit «Tashi delek», begrüsst.

Wir bleiben noch eine Weile sitzen und er verabschiedet sich von uns, reicht uns die Hände und klopft mir auf die Schulter, ehe er das Restaurant verlässt. Auch wir machen uns auf den Rückweg, bleiben aber vor der Stupa nochmals stehen, weil nun hunderte von Kerzen angezündet werden. Eine wunderschöne und gleichzeitig bewegende Zeremonie die mich einerseits glücklich aber auch traurig stimmt. Ich widme meine Gedanken den Menschen, die nicht mehr unter uns weilen, sende ihnen einen Gruss und werde dann von einem der Mönchen damit beehrt, ebenfalls ein paar Kerzen anzünden zu dürfen.

Auch Tobi und Bennet zünden ein paar der Kerzen an und gemeinsam betrachten wir die hellen Flammen, die im Wind flackern.
Es ist schon nach sieben als wir uns auf den Weg zurück ins Hostel machen. Da wir den ganzen Tag gelaufen sind, einigen wir uns darauf, ein Taxi zu teilen. Meistens sind das kleine alte Klapperkisten, die durch die unebenen Strassen von Kathmandu holpern.
Kurz vor acht sind wir zurück beim Hostel, müde vom vielen Laufen und den Eindrücken, die wir heute bekommen haben. Wir hüpfen schnell unter die Dusche und setzen uns dann in das kleine, gemütliche Restaurant unseres Hostels. Wir bestellen uns etwas zu essen und ich sortiere noch die Bilder des Tages, während wir uns über die kommenden Tage beraten.
Leider teilt uns der Besitzer des Hostels noch mit, dass unser Zimmer in den kommenden Tagen gebucht wurde, bevor wir ohne Buchung vor ein paar Tagen im Hostel eingetroffen sind. Das heisst wir müssen morgen unser Zimmer räumen und uns etwas einfallen lassen. Ein kleiner Dämpfer auf die gute Stimmung, aber was soll’s.

Wir hatten einen wunderbaren Tag mit tollen Erfahrungen, was will man mehr? 🙂

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