Unser Plan war ursprünglich, um acht Uhr am Morgen loszufahren, jedoch hat es bis halb neun gedauert, bis unsere Jungs von den Jungle Cottages mit dem Schreiben unserer Rechnung fertig war.
Als wir dann endlich soweit sind, gibt’s noch ein paar coole Bilder mit dem Staff, Bishnu, der eine der dort arbeitet, gibt mir noch die Nummer seines Bruders, der in Dadeldhura lebt und im Krankenhaus arbeitet.
Nachdem wir alle Kontaktdaten getauscht haben, fahren wir endlich los. Es geht zuerst durch den morgendlichen Verkehr von Bhim Datta, wo wir hauptsächlich auf Fahrräder, Tuc Tuc’s, Trucks und Motorräder treffen. Es gibt fast keine Autos hier, weil die meisten Leute sich keins leisten können, Hauptsache die Kühe stehen mitten auf der Strasse.
Wir fahren durch die Nationalparks, sehen Plakate von Tigern und Leoparden, ich hoffe wir sehen eines Tages, ein paar dieser wunderbaren Tiere, von denen es leider dank Wilderer nur noch sehr wenige gibt.
Die Landschaft verändert sich zusehends und Berge tauchen vor uns auf. Grün und dicht bewaldet. Wir überqueren riesige Flüsse, fahren über eine alte und klapprige Holzbrücke und schliesslich die Berge hoch. Je höher wir fahren desto dichter wird der Nebel. Zum Teil ist er so zäh, dass wir nicht weiter, als zehn Meer sehen können und trotzdem durchbricht die Sonne ihn immer wieder hartnäckig.
Weiter oben lichtet sich der Nebel und gibt einen atemberaubenden Blick auf die Berge ringsum frei. Sie sind nicht schroff oder felsig sondern wie von Weitem schon bemerkt, grün und dicht bewaldet. Dank der Regenzeit blüht alles und es ist wunderschön und farbig.
Wir fahren durch winzige Dörfer wo Menschen leben, die kaum etwas haben und trotzdem glücklich sind. Wir treffen auf viele kleine Kinder die Ziegenherden hüten und die Strasse hinuntertreiben, um bessere Weidegründe zu finden. Bei einem der kleinen Dörfchen halten wir kurz an, um ein paar Snacks zu kaufen. Bennets blauer VW Bus und unser Cool running’s sowie wir, sind eine kleine Attraktion. Alle Leute bleiben stehen und schauen uns an, die einen freundlich lächelnd, andere etwas misstrauisch. Ich grüsse sie freundlich mit «Namaste» und halte die Handflächen vor der Brust aneinander, wie es sich gehört. Das lockert denn Moment ein bisschen auf. Wir kaufen Mangofruchtsaft und Kekse.
Danach steigen wir ein und fahren weiter, legen dabei eine kurze Pause ein und geniessen die Landschaft, die hier in Nepal wirklich einmalig ist.
Als wir endlich in Dadeldhura ankommen, ist dort die Hölle los. Tausende von Menschen sind auf der Strasse und es scheint unmöglich, bis zu unserem Hotel durchzufahren. Wir fragen kurz ein paar Einheimische doch die meinen, es sei kein Problem. Also fahren wir langsam hupend durch die grosse Menge, zu unserem Hotel, das Bishnu für uns gebucht hat.
Dort angekommen, hieven wir unser Gepäck die vier oder fünf Stockwerke zu unseren Zimmern hoch und geniessen den fantastischen Ausblick, den wir hier oben von der Dachterrasse haben. Kurz darauf treffen wir uns mit Lokendra, Bishnu’s Bruder. Zu viert machen wir uns auf zu dem religiösen Fest, wo zur Ehre eines Gottes gegeben wird. Insgesamt dauert es drei Tage, heute ist aber der Letzte. Wir erklimmen einen kleinen Hügel und sehen uns das Spektakel genauer an. Ein Meer aus Farben, wunderschöne Gesänge und eine Fröhlichkeit die mich berührt. Der ganze Distrikt von Dadeldhura ist heute hier zusammengekommen um zusammen mit andern, dieses Fest zu feiern.
Es bilden sich überall kleine Kreise wo sich die Frauen in ihren wunderschönen Kleidern an den Händen halten und tanzen. Die Männer tun es den Frauen gleich, jedoch ohne traditionelle Kleidung. Eher bieten sie einen kühlen Kontrast zu der farbenfrohen Kleidung der Frauen. Bennet, Tobi und ich sind begeistert und betrachten das Geschehen interessiert. Lokendra erzählt mir ein paar Sachen über die Tänze und Traditionen und winkt seiner Frau, die ich niemals in der Menge hätte ausmachen können.
Viele Leute machen Fotos von uns, wir die Europäer mit der hellen Haut, fallen hier besonders auf, wenn man die gebräunten Gesichter um uns herum betrachtet.
Ein kleines Mädchen, ungefähr elf Jahre alt, spricht mich an. Sie fragt mich nach meinem Namen und meiner Herkunft. Rosietta, ist ihr Name. Sie plaudert mit mir und erzählt mir von ihrer Familie, dass sie hier in Dadeldhura lebt und hier auch zur Schule geht.
Sie stellt mich all ihren Freundinnen vor und ich plaudere ein bisschen mit den Mädels, die dank dem Englischunterricht der hier schon in der ersten Klasse anfängt, sehr gut Englisch sprechen. Ich mache von ihr und ihren Freundinnen noch ein Foto und wir verabschieden uns von ihnen. Auf dem Weg nach unten, wollen alle Leute Selfies mit uns machen, vor allem die Männer. Wenn das so weitergeht, werden wir eines Tages noch berühmt in Nepal.
Irgendwann ist es dann genug und Lokendra schlägt vor, etwas essen zu gehen. Da wir alle schon eine Weile nichts mehr gegessen haben, sind wir mit seinem Vorschlag sofort einverstanden.
Wir laufen die Strasse zum Stadtkern hoch und unterhalten uns währenddessen. Lokendra schlägt vor, dass wir nach dem Essen noch einen Besuch im Krankenhaus abstatten sollen, er möchte uns unbedingt seine Arbeit zeigen. Natürlich sind wir dabei.
Wir gehen ins Restaurant und bekommen einen tollen Tisch mit Ausblick über das ganze Tal und die Berge. Wir bestellen Bier und Cola, essen Paneer Pakora und Nudeln.
Natürlich laden wir Lokendra ein und er freut sich sich sehr darüber.
Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zum Krankenhaus, wo Lokendra uns seinen Arbeitsplatz im Labor zeigt.
Das Krankenhaus ist sehr einfach eingerichtet, mit den notwendigsten Mittel.
Die Räumlichkeiten sind sehr klein.
Die Ärzte und Angestellten müssen hier mit dem auskommen, was sie haben.
Dazu im nächsten Beitrag mehr.
Wir dürfen ein Frühchen anschauen und ein Baby, dessen Zwillingsgeschwisterchen bei der Geburt leider ums Leben gekommen ist. Es ist winzig klein, so klein dass man es sich fast nicht vorstellen kann. Alle hier tun ihr Bestes, um das Leben der beiden kleinen Kinder zu retten.
Lokendra zeigt uns die Operationsräume, den Notfall und die Apotheke des Krankenhauses, erklärt uns hier und da ein paar Dinge und stellt uns seinen Mitarbeitern vor.
Später verlassen wir das Krankenhaus wieder und machen uns auf den Rückweg zum Hotel. Lokendra, der mit seiner Frau direkt hinter dem Hotel wohnt, begleitet uns noch und wir verabreden uns für den nächsten Tag, mit ihm.
Wir gehen hoch zu unseren Zimmern und wollen uns eigentlich noch ein bisschen nach draussen setzen, jedoch ist es da oben so kühl, dass wir schon anfangen zu frösteln.
Also wünschen wir Bennet eine gute Nacht und ziehen uns ebenfalls zurück.
Nach der kalten Dusche friere ich noch lange, bis ich endlich einschlafen kann und ich stelle fest, dass wir uns die kalten Temperaturen nicht mehr gewöhnt sind.