Um sieben Uhr klingelt mein Handywecker und wir stehen auf und machen alles für die heutige Wanderung klar. Nach einem winzig kleinen Rührei und sehr süssem Weissbrot, von dem ich kein einziges Stück ass, Tobi auch nur mit wenig Begeisterung, packen wir noch ein paar Wasserflaschen mit ein und setzen uns nach draussen um auf Astrid zu warten.
Pünktlich steht sie auf der Matte, aber als wir loslaufen wollen, fängt es in Strömen an zu regnen. Wir warten ab bis das Schlimmste vorbei ist und ziehen anschliessend los.
Am Anfang laufen wir noch an kleinen Geschäften vorbei und je länger wir laufen, desto dichter wird der Dschungel um uns herum. Alles ist grün, die Luft ist sauber und die Temperaturen sehr angenehm. Immer wieder kommen wir an Hütten vorbei, wo Menschen drin leben. Klein und grösstenteils aus Holz und Plastikblachen gebaut, ein Dach aus Palmenblättern und zum Teil trotz weniger Dinge, sehr schön und heimelig eingerichtet.
Mönche kommen uns entgegen, die einen schleppen Gegenstände, andere wiederum einfach einen Regenschirm. Auch kommen wir immer wieder an kleinen Pagoden vorbei, deren auffälligen, goldenen Türmchen, im Grün des Dschungels einen herrlichen Kontrast darstellen. Es fängt von Neuem an zu regnen, teilweise so stark, dass wir uns trotz Regenschirmen und Jacken, irgendwo unterstellen müssen.
Der Weg wird vom vielen Wasser überschwemmt und wir müssen höllisch aufpassen, dass wir keine nassen Füsse bekommen. Wir sind froh, dass wir die guten Wanderschuhe eingepackt haben.
Der Weg zieht sich ewig und wir müssen immer wieder irgendwo halt machen und uns unter ein Dach stellen. Trotzdem ist die Stimmung gut und wir witzeln und quasseln ohne Pause.
Oben auf dem Berg angekommen, werden wir von einem älteren burmesischen Pärchen, zu Tee und Kuchen eingeladen. Trotz Sprachdifferenzen können wir uns relativ gut unterhalten, kommunizieren mit Händen und Füssen, zeigen Bilder auf unseren Handys. Sie machen Bilder von uns und zeigen uns ihr Gästebuch, wo alle Touristen die bei ihnen vorbeilaufen, etwas reinschreiben können. Auch wir verewigen uns in ihrem Gästebuch und verabschieden uns anschliessend von ihnen, es war nämlich schon Mitte Nachmittag und der letzte Truck fährt um sechs Uhr abends nach Kin Pun zurück. Nach sieben Stunden Fussmarsch auf vierzehn Kilometern, eintausendfünfhundert Höhenmetern und fünfhundertzwanzig Treppenstufen, kommen wir komplett erledigt beim Goldenen Felsen an. Die Sicht ist so schlecht dass wir beim Wandern die unglaublich tolle Aussicht komplett verpassen. Stattdessen sind wir bis auf die Knochen durchnässt und auf dem Berg ist es so kühl, dass wir zu schlottern anfangen. Der Wind frischt auf und peitscht uns den Regen ins Gesicht. Beim Tempel des Goldenen Felsens angekommen, müssen wir auch noch die Schuhe ausziehen, was normal ist und dazugehört.
Barfuss laufen wir auf den kalten Marmorplatten die Treppen hoch, vor uns wieder eine Gruppe von Mönchen. Ihre dunkelroten Gewänder, leuchten im dichten Nebel. Die goldenen Verzierungen der Gebäude ringsum, sehen wunderschön aus. Musik erklingt und die Frauen singen ihre Mantras.
Der Ort hat etwas Magisches und wenn wir nicht so fix und fertig gewesen wären, hätten wir es bestimmt auch mehr genossen. Der Goldene Felsen, steht auf einem Absatz und dabei ist er so schief dass es an ein Wunder grenzt, dass er nicht beim kleinsten Schubs in die Tiefe fällt. Der Legende nach wird der Fels nur von zwei Haaren des Buddhas im Gleichgewicht gehalten, sodass er nicht herunterfällt. Er ist goldig und eine kleine Pagode wurde vor langer Zeit oben draufgesetzt. Der Goldene Felsen gilt als eines der wichtigsten heiligen Orte, in Myanmar und wer anscheinend dreimal im Leben dorthin pilgert, dem wird Wohlstand wiederfahren. Die Pilger bringen jedes Mal Blattgold mit, welches sie am Stein anbringen.
Nachdem wir den Stein und alles ringsherum betrachtet haben, machen wir uns auf den Weg, zurück zu unseren Schuhen. Sie sind so schön trocken geblieben, bis wir mit unseren nassen Füssen in die trockenen Socken und mit denen in die trockenen Schuhe schlüpfen müssen. Jetzt sind sie innen komplett nass.
Wir schlottern und fragen im Dorf nach dem Truck, der uns nach Kin Pun zurückbringen sollte. Es heisst, dass er jetzt dann gleich fährt und wir da warten sollen. Also bleiben wir stehen, haben aber keine Ahnung was jetzt genau läuft. Wir fragen einen der Fahrer und der sagt, er fahre erst los, wenn die Sitzbänke hinten drin voll sind. Also setzen wir uns in ein kleines Café gegenüber, trinken heissen Tee und Kaffee und warten.
Gegen sechs Uhr steigen wir dann ein und nach einer halben Stunde, fahren wir endlich los.
Wir fahren mit halsbrecherischem Tempo den Berg hinunter und dass auf rutschigen Strassen mit engen Kurven und sehr nassem Untergrund. Eine Fahrt wie auf der Achterbahn. Wir halten uns gut fest und versuchen, nicht auf die Strasse vor uns zu schauen, die richtig steil und eng ist.
Nach ungefähr vierzig Minuten Fahrt, kommen wir heil in Kin Pun an und verabreden uns mit Astrid, auf acht Uhr zum Abendessen. Kaum in unserem winzig kleinen Hotelzimmer angekommen, gehe ich zuerst unter die Dusche und bin froh, dass das Wasser heisst ist. Ich brauche sehr lange, um mich wieder aufzuwärmen. Auch Tobi geht es nicht anders.
Froh, wieder in trockenen Kleider steigen zu können, machen wir uns auf die Suche nach einer Gelegenheit, unsere nassen, stinkenden Kleider aufzuhängen. Glücklicherweise wird uns ein Waschständer gebracht.
Nachdem wir alles aufgehängt haben, gehen wir zum Restaurant und warten dort auf Astrid. Sie kommt etwas später zu uns und setzt sich erledigt an den Tisch. Wir bestellen und essen dann gemütlich zusammen zu Abend. Der Regen hat zum Glück aufgehört und es ist angenehm warm.
Wir sind alle müde und kaputt, bleiben deshalb auch nicht mehr zu lange sitzen und nachdem wir unsere Mailadressen ausgetauscht haben, verabschieden wir uns voneinander. Schade, dass sich unsere Wege nur für so kurze Zeit kreuzten, aber man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben, wie man so schön sagt.
Wir für unseren Teil, hoffen sehr, dass das zutrifft.
Wir spazieren gemütlich zurück zu unserem Zimmer und geniessen den Rest des Abends auf der Hotelveranda, wo wir den sich wiederholenden Mantras der Mönche lauschen und ich den heutigen Blogbeitrag schreibe.
Gegen den späteren Abend fallen wir dann müde und erledigt ins Bett.