Wir standen schon sehr früh auf weil wir heute über die iranische Grenze fahren wollten und wir von anderen wussten, dass das Einreiseprozedere sich sehr hinziehen kann.
Also fuhren wir um sieben Uhr dreissig los nach Dogabayazit, um dort Geld zu wechseln und unser Fahrzeug zu kontrollieren. Unterwegs hielten wir noch in Igdir an um Wasser und Brot zu kaufen, sowie Fruchtsaft.
Spontan wurden wir von einem Hotelmanager zu Tee, Aprikosen und Melonen eingeladen, was wir gerne annahmen. Also setzten wir uns zu ihm in die Lobby und unterhielten uns mit Händen und Füssen mit ihm, da er kein Wort Englisch sprach. Später verabschiedeten wir uns von ihm und machten uns wieder auf den Weg. Auf dem Weg nach Dogabayazit kamen wir wieder an sehr vielen Militärposten vorbei wo die Jungs mit Maschinengewehren bewaffnet bereit standen. Bei dem einen mussten wir anhalten und die Hecktüren öffnen, damit sie sichergehen konnten, dass wir keine Leute schmuggeln.
In Dogabayazit suchten wir nach einer Wechselstube und fragten diverse Leute danach. Jeder sagte etwas anderes und nach einer Stunde, gaben wir schon fast auf.
Beim letzten Versuch fanden wir aber einen sehr netten jungen Mann der uns zu Fuss zur Wechselstube begleitete und sich bestens amüsierte, als wir mit den Männern dort über den Kurs diskutierten. Am Schluss mischten sich noch vier andere ein und fuchtelten mit dem Geld herum, was total witzig war. Schlussendlich hatten wir unser Geld aber zu einem super Kurs bekommen, sozusagen fast eins zu eins.
Danach kontrollierten wir unser Fahrzeug noch auf Drogen und andere Sachen die man unter dem Fahrzeug ankleben konnte. Klingt vielleicht etwas übertrieben jedoch gilt im Iran die Todesstrafe was Drogen betrifft, und wir wollten kein Risiko eingehen.
Drei ältere Damen sassen neben uns auf einem Treppenabsatz und waren am Eis essen. Da ich keine Ahnung hatte, wie man ein Kopftuch richtig band, bat ich eine von ihnen, es mir zu zeigen. Sie freute sich sehr und zeigte mir gleich wie es ging. Zusätzlich schenkte sie mir noch ihre kleine Anstecknadel und ein paar Sicherheitsnadeln, um mein Kopftuch zu fixieren.
Danach drückte sie mir noch ein paar Küsse auf die Wangen und entliess mich mit einem perfekt gewickelten Kopftuch. Ich gab ihr im Gegenzug noch meine letzte fünf Lira Note, die sie strahlend entgegennahm.
Danach fuhren wir los und an die Grenze.
An der Grenze angekommen passierten wir zuerst den türkischen Teil, der reibungslos verlief. Am iranischen Grenzposten mussten wir unser Auto abstellen und die grosse Halle betreten wo etwa fünfzig Leute vor uns anstanden. Wir wurden aber von allen direkt nach vorne geschickt und alle hatten sich über uns Touristen gefreut. Unsere Pässe wurden haargenau kontrolliert und das Visa auf Echtheit überprüft bevor es hiess, Tobi müsse zum Auto zurückgehen und ich durch die normalen Passkontrollen weitergehen. Also trennten sich unsere Wege an diesem Punkt, zumindest für die nächste halbe Stunde. Während ich als einzige Frau an all den sehr zuvorkommenden Männern vorbeiging, wurde ich von allen lächelnd begrüsst und zum nächsten Kontrollposten weitergeleitet. Dort kam dann wieder einer und brachte mich zum nächsten Kontrollposten und so gings dann weiter. Nach ungefähr vier Kontrollposten bekam ich dann den letzten Stempel in den Pass und war offiziell in den Iran eingereist. Draussen war von Tobi keine Spur zu sehen, also fragte ich den nächsten Angestellten nach einem Ausländer mit einem grossen weissen Toyota Landcruiser. Dieser zuckte nur mit den Schultern und brachte mich zu einem anderen Angestellten, der sich als Touristguide herausstellte und sehr gut Englisch sprach. Er geleitete mich zu der Zollabfertigung der Fahrzeuge und dort wartete ich mit ihm und ein paar andern Jungs auf Tobi, der, als er um die Ecke kam, so erleichtert war, mich zu sehen. Er hatte sich schon Sorgen gemacht. Unser Guide nahm uns sozusagen an die Hand und ging mit uns und dem obersten Zöllner alle Papiere und das Carnet de Passage durch. Der oberste Zöllner war so begeistert davon, dass wir Schweizer sind, dass er nicht mal einen Blick in unser Fahrzeug warf, sondern gleich anfing von unseren schönen Städten zu schwärmen.
Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, wurden wir zusammen mit einem Versicherungsbeamten zum nächsten Posten geschickt, wo wir eine Versicherung für unser Fahrzeug abschliessen mussten, da der Iran auf der grünen Versicherungskarte durchgestrichen war. Für hundertfünfzig Dollar erledigten wir auch das und danach waren wir wirklich offiziell entlassen. Der Versicherungsbeamte sagte uns noch wir sollen sofort losfahren bis nach Tabriz und dort in einem Hotel übernachten, weil es in der Grenznähe viel zu gefährlich sei. Zudem fing oberhalb von uns gleich der Irak an, weshalb wir seinen Rat gerne befolgten.
Wir machten uns auf den Weg nach Tabriz, wo das Klima sich nach und nach veränderte. Es war an die vierzig Grad heiss und staubtrocken. Die Berge rings um uns waren karg und schroff, aber wunderschön anzusehen.
Unterwegs wurden wir von den meisten Auto und- LKW Fahrer gegrüsst und alle hupten und winkten. Überall gab es kleine Stände wo man Fleischspiesschen, Früchte und Melonen kaufen konnten.
Wir fuhren ungefähr vier Stunden bis nach Tabriz und kamen erst nach acht Uhr dort an. Zum Glück fanden wir sogleich ein Hotel, konnten unser Fahrzeug abstellen und etwas essen gehen. Wir waren fast am verhungern, weil wir den ganzen Tag kaum was gegessen hatten.
Also gingen wir in ein kleines iranisches Restaurant gleich um die Ecke wo wir einen Hackfleischspiess mit Fladenbrot, Fenchelkraut, Zwiebeln und Tomaten assen, was ausgezeichnet schmeckte. Dazu gabs ne eiskalte Cola und anschliessend noch einen Schwarztee. Ein junger Iraner der im Restaurant arbeitete, gesellte sich zu uns und hiess uns herzlich willkommen. Wir plauderten noch eine Weile mit ihm, ehe wir das Restaurant, verliessen und einen kurzen Spaziergang machten. Dabei kamen wir an einem Geschäft mit riesigen und wunderschönen Perserteppichen vorbei, wo wir bewundernd stehen blieben und uns die verschiedenen, beeindruckenden Muster zeigen liessen.
Danach kehrten wir zurück auf unser Hotelzimmer, duschten und nutzten das Internet, um noch ein paar wertvolle Informationen über den Iran zu erfahren.
Es war schon spät, als wir das Licht löschten und zu Bett gingen.
Wertvolle Tipps:
- Wer mit dem Fahrzeug in den Iran einreisen möchte, sollte unbedingt US Dollar oder noch besser, Euro mitnehmen. Es ist NICHT möglich, im Iran Bargeld abzuheben, egal ob auf der Bank oder am Bankomat!
- Geld niemals direkt an der Grenze wechseln, da sehr schlechter Kurs.
- Am besten, wie wir in Dogabayazit Geld wechseln und dann über die Hauptgrenze fahren.
- Achtung: Unbedingt Carnet de Passage dabeihaben, die Einfuhrgebühren können sonst ins unendliche wachsen.
- Wissenswertes: Die Preise werden im Iran entweder mit Tuman oder Rial angeschrieben. Jedoch gilt: Ein Tuman ist so viel wert wie zehn Rial. Wenn der Preis also in Tuman angegeben wird, den Betrag immer x 10 rechnen, damit ihr den richtigen Preis habt.
- Der Verkehr hier ist nicht sonderlich geregelt, jeder fährt wie es ihm passt. Jedoch lohnt es sich, die Geschwindigkeit einzuhalten, da gerne mal die Polizei hinter einer Ecke mit einer Kamera lauert.
- Das VPN App ermöglicht es euch, im Iran auch Seiten wie Facebook, Youtube und andere vom Staat blockierte Websites aufzurufen, deshalb unbedingt vorher auf dem Handy und Laptop installieren.
- Die Iraner sind ein sehr hilfsbereites Volk, deshalb immer unbedingt ja sagen, wenn sie euch ihre Hilfe anbieten.






