10.01.2020. Angekommen, oder nicht?

Die ersten Tage in der Schweiz haben wir wie durch einen Nebel erlebt.
Anwesend, und irgendwie doch nicht anwesend.
Wiedersehensfreude und doch immer wieder die Frage: «Was mache ich hier eigentlich?»

Erst jetzt macht sich bemerkbar, wie sehr uns das Reisen verändert hat und wie anders uns die Schweiz vorkommt.
Same but different, wie man so schön sagt.

Weihnachten bedeutete für uns dieses Jahr einerseits, dass wir eine wunderschöne Zeit mit unseren Familien verbracht haben und wo Räume mit Gelächter erfüllt wurden.
Wiedersehensfreude, liebevolles Beieinandersein.
Andrerseits aber auch nach Hause kommen, ankommen.

Angekommen sind wir aber irgendwie doch noch nicht so richtig.

Die Geschwindigkeit mit der hier die Zeit verläuft und wie wir wieder auf dieses Karussell aufspringen können, ohne das zu verlieren, was wir über die letzten zweidreiviertel Jahren gewonnen haben, lässt uns innehalten und einen Schritt zurücktreten.

Wir betrachten das Gesamtbild, während wir gleichzeitig versuchen, die kleinen Details herauszupicken.

Das fängt schon beim Auspacken unserer Bananenkartons an.
Fremd und gleichzeitig vertraut sind uns die Personen, die damals all diese privaten Sachen eingepackt haben.

Wir misten sie gründlich aus, den Rest jedoch stellen wir nicht im neuen Haus auf, sondern sie verschwinden einfach wieder in Bananenkartons auf dem Dachboden.

Wir sind noch nicht bereit, unser altes Leben wieder hereinzulassen.
Stattdessen gehen wir im Wald spazieren, draussen in der Natur fühlen wir uns wohl.
Schritt für Schritt heisst es jetzt für uns.

Ein neues Auto für Tobi muss her, unser geliebter Cool running’s wird ausgelöst.
Der Stempel ist unerwartet schmerzhaft.

Ein Subaru Forester, Jahrgang 2006 wird nun seinen Platz einnehmen, wenn auch nur als Alltagsauto.

Um unser Haus neu einzurichten, wagen wir einen Besuch bei Ikea, wobei uns die Konsumgesellschaft völlig überrollt.
Leute stürmen mit ihren Einkaufswagen durch die Möbelausstellung, bereit, alles an sich zu reissen, was benötigt wird.
Schreiende Kinder, überforderte Eltern und mittendrin stehen wir beide, als würden wir uns im falschen Film befinden.

Wieder stellen wir uns die Frage: «Was machen wir hier eigentlich?»

Dementsprechend wenig Freude herrscht, als wir die nötigsten Dinge kaufen, die der Mensch halt so zum Leben braucht: Ein Chromstahlsieb, einen Halter für Haushaltpapier, ein Wäschekorb und drei Wassergläser.

Es geht weiter und doch will sich der Alltag noch nicht so richtig einstellen.

Anmelden in der Gemeinde, alle administrativen Dinge erledigen, alte Möbel ins Brockenhaus bringen oder direkt entsorgen, Auto ausräumen und immerhin ein wenig das Haus einrichten.

Kleine Schritte halt…

Die Zeit hilft uns, anzukommen und die positiven Dinge zu sehen, Freude zu empfinden und mit der Gesamtsituation klar zu kommen.

Endlich fährt mein kleiner Toyota Yaris wieder, da kommt Freude auf!

Langsam fühlen wir uns auch in unserem Haus zuhause, dass im Verhältnis zum Göppi riesig auf uns wirkt und wo wir uns anfangs doch ziemlich verloren gefühlt haben.

Ideen für den Umbau und die Renovationen kommen auf, sie geben uns eine Aufgabe, liefern uns eine Plattform für unsere Kreativität, die wir durch das Reisen zurückgewonnen haben.

Ein Sofa und ein neuer Salontisch werden bestellt, mit Vorfreude erwarten wir den Lieferungstermin.

Treffen mit Familie und Freunden erleichtern uns die Rückkehr, Erinnerungen die uns zum Lachen bringen, aber auch was die Zukunft hier für uns bereithält und wie viele Möglichkeiten wir haben.

Es stellt sich langsam ein gutes Gefühl ein, auch wenn wir uns manchmal doch noch etwas schwer tun, mit allem.

Meine lieben Leserinnen und Leser,
Einen Blog zu schreiben hat mein Leben bereichert, ich habe jeden einzelnen Tag zweimal erlebt und es hat mir geholfen, all die Eindrücke zu verarbeiten.

Zu wissen, dass Ihr alle immer dabei wart und vielleicht manchmal für uns die Daumen gedrückt haben, ist ein wunderbares Gefühl.

Wir danken Euch von Herzen, auch für all die Kommentare und das Ihr unsere Reise verfolgt habt.

Unser Leben hier in der Schweiz wird spannend werden und am liebsten würde ich auch darüber schreiben, doch dazu wird mir vermutlich die Zeit fehlen.

Ich würde mich auf alle Fälle über ein paar Feedbacks von den letzten zweidreiviertel Jahren von Euch freuen, aber auch darüber, dass uns vielleicht mal jemanden von Euch besuchen kommt. 😊 Ihr seid herzlich willkommen!

Ich werde den Blog für ein weiteres Jahr so stehen lassen, falls jemand Informationen braucht, aber auch wenn etwas fehlt, dürft Ihr mich jederzeit anschreiben und nachfragen.

Ganz herzliche Grüsse

Jeannine + Tobias

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Ein Bild von unserem Haus 🙂OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Und der Blick aus unserem Schlafzimmer 🙂

8 Gedanken zu “10.01.2020. Angekommen, oder nicht?

  1. hbuhl 10. Januar 2020 / 15:02

    Also wenn es das gute Gulasch gibt, könnte ich auf dem Weg nach Marokko einen Schlenker durch die Schweiz machen. Wünsche weiterhin gutes Gelingen beim Ankommen und Einleben. VG, Heinz

    • lifeisajourneych 11. Januar 2020 / 14:32

      Klar gibt’s Gulasch 😀 Ausser Du hast einen anderen Wunsch?

      Sei herzlich gegrüsst 🙂

  2. Nadine Epprecht 10. Januar 2020 / 22:15

    Liebe Jeannine, wow jetzt seit ihr wieder da, wie einem der Alltag einholen kann und man wieder im altbekannen Trott ist, ist manchmal sehr erschreckend.

    Ich habe in den letzten Jahren immer wieder neugierig eure Reise von weitem verfolgt, danke dafür, dass ihr euer Abendteuer mit und teilten. Für die Zukunft hier „Zuhause“ wünsche ich euch ganz vieles, doch am meisten, Achtsamkeit, kreativität, Fokus und ganz viel Zeit, damit ihr all die Dinge genau betrachten könnt.

    Herzlichst Nadine

    • lifeisajourneych 11. Januar 2020 / 14:35

      Liebe Nadine
      Ganz herzlichen Dank für deine liebevolle Nachricht 🙂
      Wir stürzen uns nun vom alten Projekt direkt in ein Neues, wobei wir das Erlernte hoffentlich anwenden können.

      Schön, dass Du immer mitgelesen hast, das freut mich sehr 🙂

      Wie gehts Euch eigentlich so? Immer noch in Winti wohnhaft? Ist ja nicht weit 😀

      Sei herzlich gegrüsst
      Jeannine

  3. M. Buhl 11. Januar 2020 / 14:08

    Liebe „Ersatz-Kids“, ich kann gut nachvollziehen, wie Euch zumute sein muss. Obwohl wir nur sieben Monate unterwegs waren, gibt es etliche Parallelen. Bei unserer Rückkehr, fanden wir ein sauberes, geräumiges Haus vor – also nichts Spannendes, Unerwartetes, sondern Vertrautes. Insofern habt Ihr wieder ein Abenteuer vor Euch in einem Haus, das bewohnt und belebt werden möchte. Wie krank und auch degeneriert unsere Gesellschaft ist, kann man jeden Tag erleben – Familie und Freunde machen es erträglich.
    Euren Blog habe ich ständig verfolgt – immer interessant geschrieben, so dass ich oft meinte, alles mitzuerleben. Super!! Die Zeit, die wir miteinander reisten, war bereichernd, erlebenswert und wir hatten eine Menge Spaß – vielen lieben Dank🥰
    Gerne werde ich Euch besuchen (oder Ihr uns) – 430 km müssten doch zu schaffen sein – vielleicht als kleine Wanderung😉. Schauen wir mal. Und was das Einleben betrifft: Ihr habt ganz andere Sachen gemeistert!! Fühlt Euch beide fest gedrückt, bleibt, wie Ihr seid und lasst Euch nicht verbiegen. Liebe Grüße 🤗🤗M + 🐕K

    • lifeisajourneych 11. Januar 2020 / 14:46

      Liebe Ersatzmama 🙂
      Ganz lieben Dank für deine Nachricht, ich oder resp. wir haben uns riesig darüber gefreut 🙂
      Die Zeit mit Euch geht uns noch oft durch den Kopf und wir müssen über so einiges immer wieder lachen 😀
      Wir hatten wirklich viel Spass zusammen und eine super Zeit!
      Die Gespräche mit Euch fehlen und auch die vielen Eindrücke, die wir zusammen teilen konnten.
      Das Verständnis für die Situation Zuhause fehlt hier bei den meisten Menschen, weswegen ich froh bin, dass es auch noch Leute wie Euch gibt, die dieses Gefühl kennen und selbst erlebt haben.

      Danke dafür 🙂

      Wir würden uns riesig freuen, Euch wiederzusehen und selbstverständlich auch Kimba, die Gute.

      Passt gut auf Euch auf und fühlt Euch ebenfalls feste gedrückt, Ihr seid zwei supertolle Menschen die uns wichtig sind.

      Alles Liebe aus der Schweiz 😀

      Jeannine + Tobi

  4. Rahel & Andy 13. Januar 2020 / 6:21

    Liebe Jeannine, lieber Tobi
    Gespannt haben wir eure interessanten Berichte hier von Don Det, Laos, aus verfolgt.
    Wir können euch so was von nachfühlen. Reisen ist Bildung, Reisen heisst Lernen. Reisen heisst auch, auf vielen Luxus den man in der Schweiz hat zu verzichten. Was mich in unserer Wahlheimat immer wieder beindruckt ist die Demut und Zufriedenheit der Leute in einem der ärmsten Länder der Welt. Konsum-, Leistungsgesellschaft, Neid und andere Unsitten der westlichen Welt sind hier praktisch nicht vorhanden. Dafür fehlt es an anderem was die 1.Welt hat. Nur, ob man diese Dinge wirklich alle braucht um glücklich und zufrieden zu sein?
    Wir wünschen euch einen guten Start und gute Reintegration in der Schweiz. Über einen erneuten Besuch bei uns würden wir uns natürlich sehr freuen.
    Wir wünschen euch von Herzen alles Gute, gutes Ankommen und Einleben. Wir wünschen euch, dass euch eure gesammelten Erlebnisse und Bereicherungen täglich begleiten, unterstützen und das Leben für euch eine ständige Reise bleibt 🙂 Alles Liebe aus Don Det, Rahel und Andy

    • lifeisajourneych 13. Januar 2020 / 21:00

      Hallo Ihr Beiden
      Ganz herzlichen Dank für eure lieben Worte und Gedanken 🙂
      Don Det war für uns eine Oase des Friedens, wo Stress und Konsum keinen Platz haben, sondern einfach nur gute Energie und wunderbare Menschen, wie Ihr es seid.
      Diese Ruhe und diesen Frieden hier zu finden, wird für uns eine Herausforderung sein, die wir hoffentlich erfolgreich zu meistern wissen.
      Es war mega schön bei Euch, wenn auch leider viel zu kurz, doch wir kommen sehr gerne wieder!

      Auch wir wünschen Euch von Herzen alles Gute, lasst es Euch gut gehen und geniesst die Ruhe und den Frieden 🙂

      Und wenn Ihr mal in der Schweiz seid, lasst was hören!

      Herzliche Grüsse
      Jeannine und Tobias 🙂

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