Wieder werde ich am Morgen vom Gurren der Taube geweckt. Tatsächlich ist es immer dieselbe, die vor unserem Fenster auf und ab geht. Vermutlich wurde sie mal gefüttert oder so, keine Ahnung.
Tobi geht es ein bisschen besser, jedoch will er heute noch auf dem Zimmer bleiben, um sich zu schonen.
Wir frühstücken im Speisesaal, ehe Astrid und ich uns für unseren Mädelstag vorbereiten. Um zwanzig nach neun treffen wir uns unten an der Hotelrezeption, wo Ba Maung, unser Fahrer schon auf uns wartet. Wir steigen ins Taxi ein und fahren zu Steffi’s Hotel, um sie abzuholen. Danach fahren wir los, zur ersten Sehenswürdigkeit unseres Tagesausfluges, dem Monk’s feeding. Ja, der Name verrät es eigentlich schon, das Essen der Mönche.
Wir fahren also zu einem Kloster, wo die Mönche zur Mittagszeit, ihre Mahlzeit einnehmen.
Nie hätte ich gedacht, dass das so eine grosse Touristenattraktion ist und selten habe ich mich so für die Menschheit geschämt, wie heute.
Als wir da ankommen, stehen hunderte von Leuten mit der Kamera bereit und warten auf die Mönche, die sich kurze Zeit später, alle mit ihren Esstöpfen in den Händen, in zwei Reihen aufstellen. Von den ganz kleinen, bis zu den Erwachsenen, stehen sie da und warten auf den Gong, der die Mahlzeit ankündigt. Dabei werden sie wie Tiere fotografiert.
Die Touristen stellen sich mitten vor die Mönche auf die Strasse, blitzen ihnen ins Gesicht und bedrängen sie von allen Seiten. Wir stehen völlig entsetzt da und können es fast nicht glauben. Es ist einfach nur total daneben und wir schämen uns in Grund und Boden.
Dezent schiessen wir einfach nur von hinten ein Foto, um den Mönchen nicht aufdringlich zu erscheinen und verlassen den Ort wieder, ohne den Gong abzuwarten. Es ist uns einfach zuwider.
Unser Fahrer ist weit und breit nicht zu sehen, wir müssen ihn zuerst anrufen. Als er auftaucht, fahren wir zu den einheimischen Webereien, wo uns die Handarbeit der Seidenweberei gezeigt wird und man natürlich noch Stoffe einkaufen kann. Doch bevor wir uns wie Irre auf die Stoffe stürzen, siegt unsere Vernunft und wir verlassen den Laden eilig wieder. Steffi müssen wir dabei mitziehen, sie hat sich nämlich schon fast zum Kauf eines Schals überreden lassen.
Danach fahren wir zum grossen Hügel wo diverse Pagoden und Tempel stehen, dem Hügel von Sangaing. Überall kann man die goldenen und weissen Türmchen der Stupas und Pagoden ausmachen. Es sieht wunderschön aus.
Dort angekommen, staunen wir wieder einmal aufs Neue, über die wunderschöne Architektur der Tempel, die beeindruckenden Buddha Statuen, den tollen Ausblick auf den Irrawady und die angenehme Atmosphäre, wenn wir die Tempel betreten.
Ich empfinde sowas wie Ehrfurcht, wenn ich die Mönche beobachte, wie sie vor den Buddha Statuen knien. Selten habe ich etwas Schöneres gesehen. Diese innere Ruhe und Gelassenheit, einfach unbeschreiblich. Etwas, das mir persönlich sehr schwer fällt.
Steffi, Astrid und ich sind total begeistert! Wir geniessen das warme Wetter und dass es mal nicht regnet, bewundern die goldenen Türmchen, lauschen den Geräuschen und beobachten die vielen Leute, um uns herum.
Später verlassen wir den Hügel von Sangaing und fahren zum Irrawady zurück, wo wir mit dem Boot auf eine Insel hinüberfahren.
Dort angekommen geht es mit der Pferdekutsche weiter und während ich mich mit dem Kutscher über den Preis streite, gesellt sich eine Amerikanerin namens Heidi zu uns. Sie
kommt aus Minnesota und reist für sich alleine durch die Welt. Wir schliessen uns mit ihr zusammen und wir nehmen zwei Kutschen für je zwei Personen, weil die eh viel zu klein sind.
Ausgelassen plaudere ich mit Heidi auf dem Weg, wir verstehen uns auf Anhieb super.
Wir machen Halt bei einer alten Pagode, einer Ruine die nur noch von den Touristen besucht wird. Nach ein paar Fotos geht es weiter und wir kommen an riesigen alten Ruinen, neuen Tempeln und alten Wachtürmen vorbei. Die Fahrt ist jeweils sehr holprig, die Strässchen schlecht und die Pferde müssen ziemlich hart arbeiten.
Astrid und ich lachen uns die ganze Zeit über irgendwelchen Scheiss kaputt, Steffi und Heidi geniessen die Fahrt und wir sind alle gut drauf.
Bei jedem Stopp den wir einlegen, stürzen sich die Verkäufer auf uns. Drehen uns handgemachte Ketten, Getränke und Essen an, wir lehnen aber immer höflich ab. Der Tourismus kommt hier auf grossem Fuss und leider sind die Verkäufer hier auch schon fast so hartnäckig, wie in Indien. Schade.
Nach der Besichtigungstour, kehren wir mit dem Boot zurück aufs Festland, wo wir eine kleine Esspause einlegen. Es gibt Nudeln mit Gemüse, dazu Suppe und frische Sojasprossen, es ist sehr fein.
Gesättigt und gestärkt, fahren wir zu einer der längsten Fussgängerbrücken der Welt, die U-Bein Brücke in Armarapura, die über den See Taungthaman führt. Die 1, 2 km lange Fußgängerbrücke ist die längste Teakholzbrücke der Welt. Die Waren werden hier von Einheimischen teilweise auf dem Kopf über die Brücke getragen und auch Fahrradfahrer sind unterwegs von einem Ufer zum anderen.
Wir flanieren gemütlich über die Brücke und treffen unseren chinesischen Freund wieder, der mit uns gestern Morgen bis zum Hotel gefahren ist. Ausgelassen plaudern wir mit ihm, machen ein paar Fotos, unterhalten uns mit ein paar Mönchen und geniessen den Blick aufs Wasser. Es sind viele Menschen unterwegs, vor allem Touristen.
Die meisten von ihnen kommen aus Spanien, Frankreich, Italien oder Deutschland.
Als die Sonne langsam untergeht, verabschieden wir uns von Heidi und kehren zu unserem Fahrer zurück, der uns zuerst bei unserem Hotel ablädt und Steffi dann zu ihrem fährt.
Sie wird heute Abend den Nachtbus nach Inle Lake nehmen, während wir beschlossen haben, noch zwei weitere Tage in Mandalay zu bleiben.
Tobi geht es schon einiges besser, der Ingwer und die Zitronen haben echt Wunder bewirkt.
Zu dritt gehen wir zum Chinesen um die Ecke und bestellen uns Frühlingsrollen, Reis, usw.
Wir plaudern noch eine Weile über die heutigen Ereignisse, was wir noch alles unternehmen wollen und kehren dann beizeiten zurück ins Hotel.
Ich mache mich sogleich an die Arbeit, sortiere Bilder, schreibe Blog, wasche meine Kleider, usw.
Ein langer aber wunderschöner Tag liegt hinter mir und ich bin total erledigt.
Jetzt freue ich mich aufs Bett.